Zweimal in den letzten 20 Jahren wechselte die Richtung, in der sich zwei Krustenblöcke an der Teton-Störung im Nordwesten der USA aneinander vorbei bewegten: Für dieses ungewöhnliche Phänomen haben jetzt deutsche Wissenschaftler eine Erklärung gefunden. Der Wechsel der Bewegungsrichtung wird verursacht durch die wechselnden Druckverhältnisse der unterirdischen Magmakammern im Yellowstone-Nationalpark.
Den Zusammenhang konnten die Forscher um die Geophysikerin Dr. Andrea Hampel von Ruhr-Universität Bochum sowie Kollegen der Universität Münster mittels Computersimulation der tektonisch-magmatischen Aktivität des Yellowstone-Gebiets nachweisen. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters.
Yellowstone-Gebiet: Hebung und Absenkung im regelmäßigen Wechsel
Die weltberühmten Geysire und heißen Quellen des Yellowstone- Nationalparks im Nordwesten der USA sind Anzeiger für Gesteinsschmelzen und zirkulierende heiße Wässer in der Tiefe. Das Aufsteigen dieser Schmelzen aus dem Erdmantel und ihre Erstarrung führen zu Druckschwankungen im Untergrund, die wiederum zu einer großräumigen zyklischen Hebung und Absenkung der Erdoberfläche führen.
Dieses Pulsieren des Yellowstone-Gebiets wurde durch Messungen 1923, 1976 und 1988 erstmals belegt und seit 20 Jahren mit hochmodernen satellitengestützten Vermessungsmethoden dokumentiert. Das Gebiet hebt und senkt sich um mehrere Zentimeter pro Jahr; seit 1976 kehrte sich die Bewegungsrichtung ungefähr alle zehn Jahre um.
Auch ältere Bruchzonen werden beeinflusst
Dass durch vulkanische Aktivität Bruchzonen, so genannte Störungen, in der Erdkruste entstehen können, ist schon länger bekannt. Ob ältere Bruchzonen tektonischen Ursprungs jedoch auch von solchen magmatischen Prozesse im Untergrund beeinflusst werden, war bislang unklar.
Die 70 Kilometer (km) lange Teton-Störung befindet sich circa 20 km südlich des Yellowstone-Nationalparks und ist in den letzten Jahrmillionen durch Dehnung der Erdkruste entstanden. Erst vor rund zwei Millionen Jahren kam der Magmatismus im Yellowstone-Gebiet hinzu.
„Auffällig an der Teton-Störung ist, dass sich dort zwei Krustenblöcke aneinander entlang schieben, die innerhalb weniger Jahre immer wieder die Richtung gewechselt haben“, erklärt Hampel. „Langfristig, das heißt über Tausende von Jahren, überwiegt jedoch die durch Dehnung der Region verursachte Bewegungsrichtung.“
Zeitliche Korrelation und Computersimulation belegen engen Zusammenhang
Die Forscher modellierten das Yellowstone-Gebiet inklusive zweier Magmakammern und der Teton-Störung auf der Grundlage geodätischer Daten im Computer und ließen das Pulsieren der Magmakammern virtuell ablaufen. Dabei zeigte sich, dass die Bewegungsumkehr an der Teton- Störung zeitlich mit dem Wechsel zwischen den Druckschwankungen der Magmakammern und damit mit der Hebung und Absenkung des Yellowstone- Gebiets korreliert.
„Somit besteht ein enger Zusammenhang zwischen der intensiven magmatischen Aktivität im Yellowstone-Gebiet und aktiven Störungen in der Umgebung“, folgert Hampel.
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 04.04.2008 – DLO)