Exoten im Duo: Forscher haben erstmals beobachtet, wie zwei Zeitkristalle miteinander wechselwirken – Materiezustände, die nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich regelmäßige Muster zeigen. Im Experiment gingen Zeitkristalle aus extrem heruntergekühltem Helium-3 eine Kopplung ein, die dem sogenannten Josephson-Effekt entspricht. Diese physikalische Wechselwirkung von quantenphysikalischen Wellenfunktionen tritt auch in Supraleitern auf.
Normale Kristalle bestehen aus einem räumlichen Gitter aus sich regelmäßig wiederholenden Grundeinheiten. Bei den 2012 theoretisch postulierten Zeitkristallen dagegen kommt eine zeitliche Dimension hinzu: Ihre Atome verändern ihren Zustand in regelmäßigen Zeitabständen wie eine Art Oszillator. 2016 haben Physiker erstmals solche Zeitkristalle auch experimentell erzeugt und nachgewiesen – einen aus Ytterbium-Ionen, den anderen aus einem synthetischen Diamant.

Bose-Einstein-Kondensat als Ausgangspunkt
Jetzt ist Forschern um Samuli Autti von der Lancaster University ein weiterer Durchbruch gelungen: Sie haben erstmals zwei Zeitkristalle bei der Interaktion beobachtet. „Kontrollierte Wechselwirkungen von Zeitkristallen stehen ganz oben auf der Wunschliste, wenn man diese Materiezustände für praktische Anwendungen wie die Quantentechnologie nutzen möchte“, erklärt Autti. „Bisher aber hat noch niemand zwei Zeitkristalle in einem System beobachtet und sie schon gar nicht interagieren gesehen.“
Für ihr Experiment kühlten sie zunächst superflüssige Helium-3-Isotope bis auf minus 273,15 Grad herunter. In diesem Zustand wird das Helium zum Bose-Einstein-Kondensat – einer Materieform, in der die Atome ihre Eigenständigkeit verlieren und wie ein einziger Kristall reagieren. Quantenphysikalisch ausgedrückt schwingen die auch als Wellen beschreibbaren einzelnen Teilchen im Gleichtakt.