Die unterste Schicht der Atmosphäre ist die chemisch aktivste Region unserer Lufthülle. Doch was dort genau abläuft, ist bisher nur lückenhaft bekannt. Dem wollen Wissenschaftler jetzt mithilfe eines ungewöhnlichen Forschungswerkzeugs abhelfen: einem Zeppelin.
Mit verschiedenen Messinstrumenten bestückt wird das Luftschiff ab 16. Juli zehn Tage lang die Luft über Süddeutschland genauestens analysieren. Dabei konzentrieren sich die Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich auf Abbau und Transport von Schad- und Spurengasen in der untersten Schicht der Atmosphäre. „Die Luftschicht bis in 1.000 Meter Höhe spielt eine entscheidende Rolle für die Luftqualität und das Klima, da sie chemisch hochaktiv ist: In diese Schicht werden Schadstoffe emittiert, in andere Stoffe umgewandelt und weiter verbreitet“, erklärt Professor Andreas Wahner vom Forschungszentrum Jülich. „Mit dem Zeppelin NT können wir nun erstmals umfassende Daten in dieser Region sammeln.“
Möglich machen das die besonderen Flugeigenschaften des Zeppelin NT aus Friedrichshafen: Er kann in geringen Höhen langsam schweben, in der Luft anhalten, vertikal auf- und absteigen, bis zu 24 Stunden fliegen und dabei schweres Messgerät mit sich führen. Rund eine halbe Tonne Forschungsgerät hat das Luftschiff bei den Messflügen in der Passagiergondel geladen. Weitere 350 Kilogramm transportiert es unter freiem Himmel auf einer extra angefertigten Plattform oben auf dem Zeppelin. Mit diesen Instrumenten messen die Wissenschaftler unter anderem die Menge der so genannte Hydroxyl- Radikale, dem „Waschmittel der Atmosphäre“. Es leitet den Abbau der meisten Schadstoffe ein und ist somit ein Maß für die Reinigungskraft der Atmosphäre.
In verschiedenen Flugmissionen werden die Forscher die Ausbreitung und Umwandlung von Spuren- und Schadgasen untersuchen. Sie messen dabei die chemischen Änderungen der Gase bei dem Transport durch starke Aufwinde und in einer Abluftfahne aus urbanen Ballungsräumen. „Wir sind sehr stolz bei diesem Projekt mit eingebunden zu sein“, so Thomas Brandt, Geschäftsführer der ZLT Zeppelin-Luftschifftechnik. „Für uns ist dieses Projekt eine große Herausforderung und Chance, zumal damit ein neues Kapitel im Bereich der Sondermissionen für den Zeppelin NT aufgeschlagen wird.“
(Forschungszentrum Jülich, 13.07.2007 – NPO)