Geowissen

Zinkoxid wird magnetisch

Beschädigungen rufen magnetische Eigenschaften hervor

Die Abbildung zeigt das Ergebnis von Röntgenuntersuchungen an Zinkoxid. Dieses beruht auf der Wechselwirkung der Röntgenstrahlung mit der Anordnung der Atome im Zinkoxid. Je größer die grün-blau eingefärbte Fläche, desto größer die Schädigung der Struktur. © Forschungszentrum Dresden Rossendorf

Weltweit wird nach einem Werkstoff gesucht, der die Lebensdauer von gespeicherten digitalen Informationen verlängert. Diesem sind Wissenschaftler jetzt auf der Spur. Sie konnten nachweisen, dass in unmagnetischem Zinkoxid gezielt magnetische Eigenschaften hervorgerufen werden können, indem man dessen Struktur beschädigt. Die Ergebnisse werden aktuell im „Journal of Applied Physics“ und in „Applied Physics Letters“ veröffentlicht.

Riesige Mengen an Daten werden heute unter Ausnutzung magnetischer Effekte auf Computerfestplatten gespeichert. Nach ungefähr zehn Jahren gehen viele Daten jedoch verloren. Bei der Speicherung der Daten werden die magnetischen Eigenschaften der verwendeten Stoffe – häufig Legierungen aus ferromagnetischen Materialien wie Kobalt, Chrom oder Eisen – ausgenutzt. Sie speichern die Daten in Form von magnetischen Bits, indem das Magnetfeld jeweils entweder nach Nord oder Süd ausgerichtet ist. Abhängig von der Temperatur ändern sich die magnetischen Felder der Partikel allerdings langsam. Damit verfälschen sich die gespeicherten Daten, sie werden unbrauchbar. Daher sind Forscher weltweit auf der Suche nach besseren, beständigeren Material.

Defekte machen magnetisch

Zinkoxid ist normalerweise nicht magnetisch – kämen daher eigentlich nicht in Betracht. Zwei Forschergruppen im Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) haben jetzt aber nachgewiesen, dass Beschädigung dazu führt, dass die Substanz doch magnetisch wird. Kay Potzger und seine Kollegen beschossen kristallines Zinkoxid mit Ionen, also mit schnellen geladenen Atomen. Heidemarie Schmidt dagegen untersuchte dotierte Zinkoxid-Dünnschichten, welche an der Universität Leipzig gezüchtet wurden. Solch eine Züchtung bringt gezielt magnetische Ionen in das Zinkoxid ein, gleichzeitig werden die Beschädigungen in den dünnen Schichten durch die Züchtungsbedingungen kontrolliert.

Beide Gruppen kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass eine besondere Art des Magnetismus im Zinkoxid hervorgerufen werden kann, der in der Fachwelt Defekt-Magnetismus genannt wird. Dieser Defekt-Magnetismus zeigt allerdings nicht die Temperaturabhängigkeit von Legierungen in heutigen Computerfestplatten, welche nach mehreren Jahren zu Datenverlust führt.

Stabilität noch ein Problem

Theorien zum Defekt-Magnetismus gibt es seit rund 15 Jahren, doch war der Effekt selbst bislang umstritten. 1991 wurden beispielsweise magnetische Effekte dieser Klasse im Kohlenstoff entdeckt; technisch angewendet wurden sie bisher jedoch nicht. Ein grundsätzliches Problem, vor dem nun auch die FZD-Wissenschaftler stehen, ist, dass der erzeugte Defekt-Magnetismus von der Stabilität der erzeugten Defekte abhängt und nach kurzer Zeit wieder verschwinden kann.

„Gegenwärtig bleibt implantiertes, kristallines Zinkoxid drei Tage lang ferromagnetisch. Innerhalb dieser Zeit ist es aber temperaturunempfindlich“, so Potzger. Jetzt stehen die Wissenschaftler vor der Aufgabe, die für den Defekt-Magnetismus verantwortlichen Defekte so zu stabilisieren, dass das Zinkoxid seine magnetischen Eigenschaften länger behält.

„Mit Zinkoxid gibt es einen weiteren Spieler, der eventuell besser für die Stabilisierung seiner magnetischen Eigenschaften geeignet ist als die heute verwendeten Legierungen. Diese kranken vor allem daran, dass die fortschreitende Miniaturisierung in der Speichertechnologie die Temperaturempfindlichkeit weiter erhöht, was von Zinkoxid nicht zu erwarten ist.“, schätzt Potzger das Potenzial des Materials ein.

(Forschungszentrum Dresden Rossendorf, 03.03.2008 – NPO)

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