Quiz: Tierische Baumeister

Die zum Schlafen und Ruhen gebauten Nester der Eichhörnchen werden Kobel genannt. Es handelt sich um hohlkugelförmige Bauten aus Zweigen, Nadeln und Blättern, die innen mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert werden. Die normalerweise in Höhen über sechs Meter platzierten Kobel besitzen immer mehrere Schlupflöcher, von denen mindestens eines nach unten weist, da Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten in ihre Behausung einsteigen. Ein Tier baut zwei bis acht Nester und nutzt diese auch gleichzeitig.

Die teilweise spektakulären Hügel dienen in erster Linie zur Regulierung des Mikroklimas im Nest. Das durch die hohe Stoffwechselaktivität der Bewohner entstandene Kohlendioxid muss mit einer effektiven Entlüftung abgeführt werden. Gleichzeitig gilt es, die Temperatur im Bau so konstant wie möglich zu halten. Die harten Außenwände dienen erst in zweiter Linie zum Schutz vor Fressfeinden.

Auch bei der Wasserversorgung treiben Termiten teilweise einen beträchtlichen Aufwand: Wissenschaftler haben über 30 Meter tiefe Schächte unter den Termitenbauten gefunden, die es den Tieren erlaubten, die Grundwasserreserven anzapfen.

Die nur auf Kuba heimische Bienenelfe (Mellisuga helenae) gilt als die kleinste bekannte Kolibriart. Da sie auch die kleinsten Vogeleier legt, benötigt sie auch nur ein Nest von der Größe einer großen Walnuss: Der Innendurchmesser liegt bei einem Zoll oder 2,54 Zentimetern. Ein Tischtennisball hat dagegen schon einen Durchmesser von vier Zentimetern, ein Tennisball erreicht sogar knapp sieben Zentimeter.

Der Ameisenlöwe, die räuberisch lebende Larve der Ameisenjungfer, hat eine verblüffende Jagdtechnik entwickelt: Er legt Fangtrichter an, in denen er auf seine Beute lauert. Die Steigung der Trichterwände entspricht dabei genau dem Reibungswinkel des Substrats, also dem Winkel, unter dem das körnige Material belastet werden kann, ohne abzurutschen. Passiert ein Insekt den Trichterrand, gerät daher der Hang ins Rutschen, die Beute bewegt sich auf den Lauerjäger zu. Ein Ameisenlöwe braucht maximal eine halbe Stunde, um einen zwei bis drei Zentimeter tiefen und bis zu acht Zentimeter weiten Trichter anzulegen. Bei Sand beträgt der Reibungswinkel etwa 30 Grad, bei gröberen Material können die Wände auch deutlich steiler ausfallen.

Übrigens legen nur etwa zehn Prozent der bekannten Arten Fangtrichter an, andere Ameisenlöwen lauern im Sand oder im Bodenstreu versteckt oder sind aktive Jäger, die ihre Beute gezielt aufsuchen oder verfolgen.

Der US-amerikanische Wappenvogel, der Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus), baut die stattlichsten Baumnester. Die Horste werden auf hohen, alten Bäumen oder in Felswänden aus dicken Ästen gebaut. Sie sind im Durchmesser bis zu 2,9 Meter groß, die Nistmulde wird mit Moos und Gras ausgepolstert. Weißkopfseeadler benutzen Jahr für Jahr dasselbe Nest und fügen immer wieder neues Material hinzu. Alte Horste können daher eine Höhe von bis zu sechs Metern erreichen und mehrere hundert Kilogramm schwer werden. Manchmal kollabieren sie unter ihrem Eigengewicht – dann steht ein Neubau an.

Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist das größte Korallenriff der Erde. Es weist eine Länge von gut 2.300 Kilometern auf und liegt zwischen 30 und rund 250 Kilometer vor der fast parallel verlaufenden australischen Ostküste. Das Great Barrier Reef bildet mit seinen 359 Steinkorallenarten die größte von Lebewesen geschaffene Struktur auf der Erde.

Frisch gebaute Wabenzellen sind nicht sechseckig, sondern rund. Sobald die dünnen Zellwände eine Temperatur von etwa 40°C erreicht haben, beginnt das Wachs zu arbeiten. An den Zellgrenzen passiert dann etwas Ähnliches wie beim Zusammentreffen zweier gleich großer Seifenblasen: Es bildet sich eine energetisch günstige, ebene Schnittfläche. Dieser Selbstorganisationseffekt produziert ein Konstrukt von erstaunlicher Regelmäßigkeit: Alle Winkel betragen 120 Grad, die Stärke der Zellwände ist mit 0,07 Millimetern überall nahezu gleich. Auch Materialbedarf und Platzausnutzung sind optimal geregelt: Sechsecke haben bei gleichem Flächeninhalt einen fast zehn Prozent kleineren Umfang als Quadrate und nutzen im Gegensatz zu Kreisen die gesamte verfügbare Fläche.

Die Darwin-Rindenspinne (Caerostris darwini) ist eine erstmals 2009 beschriebene, nur auf Madagaskar vorkommende Radnetzspinne, welche die mit bis zu 2,8 Quadratmetern größten bekannten Radnetze spinnt. Ihre Spinnseide ist mehr als zehnmal stärker als ein vergleichbarer Strang aus Kevlar und damit das zäheste bislang bekannte Biomaterial. Dieses Material ermöglicht es den Tieren, ihre Netze an bis zu 25 Meter langen Ankerfäden über kleine Flüsse oder Seen zu spannen. Sie besetzen damit einen Lebensraum, den keine andere Spinne nutzen kann.

Ihren Namen erhielt die Spinne zu Ehren des Naturforschers Charles Darwin, da die Artbeschreibung exakt 150 Jahre nach der Veröffentlichung von Darwins Werk „The Origin of Species“ am 24. November 2009 erschien.

Das in Nordaustralien und Teilen der indonesischen Inselwelt heimische Reinwardthuhn ist zwar nur so groß wie ein Haushuhn, baut aber die wahrscheinlich größten Nester aller Vögel: Bis zu 20 Meter Durchmesser und 4,5 Meter Höhe erreichen die aus Zweigen, Erde und Blättern erbauten Bruthaufen. Das dafür verwendete Material wiegt mehrere hundert Tonnen! Der Sinn dieser Anlagen liegt in der Versorgung der Eier mit Feuchtigkeit und Wärme, wobei letztere durch Mikroorganismen erzeugt wird, die das organische Material abbauen.

An der Küste können die Hügel auch fast vollständig aus Sand bestehen, die Wärmeversorgung übernimmt dann die Sonne.

Ein Biberdamm mit einer absoluten Länge von 850 Metern wurde im kanadischen Bundesstaat Alberta entdeckt. Bau und Instandhaltung scheinen ungewöhnlicherweise in Familienverbänden organisiert zu sein. Normalerweise überschreiten Biberdämme aber kaum einmal die Länge von 100 Metern. Der Damm dient dazu, einen Wasserstand über dem Eingang zum Wohnbau von möglichst 60 Zentimeter und einen sichernden Wasserbereich um die Burg herum zu gewährleisten.