Sonnensystem

Video: Flug über einen außerirdischen Lavasee

Erste Animationen von „Sehenswürdigkeiten“ des Jupitermondes Io erstellt

Ein neuer Blick auf den Lavasee Loki Patera © NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS

Reise zum Vulkanmond: Interessierte können den Jupitermond Io nun auch von der Erde aus besichtigen. Möglich wird das durch Animationen, die NASA-Wissenschaftler aus Daten von Sonden-Vorbeiflügen erstellt haben. Der für seinen extrem aktiven Vulkanismus bekannte Himmelskörper wartet unter anderem mit einem erkaltenden Lavasee und einem ungewöhnlichen Berg auf.

Io ist zusammen mit Europa, Ganymed und Callisto einer der vier großen Monde des Jupiter. Sie umkreisen den Gasriesen zusammen mit mindestens 88 weiteren, deutlich kleineren Himmelskörpern. Obwohl Io nach der mythologischen Tochter eines Flussgottes benannt ist, herrscht auf dem Mond so viel vulkanische Aktivität wie nirgendwo sonst in unserem Sonnensystem. Hunderte Vulkane speien dort zum Teil dutzende Kilometer hohe Lavafontänen.

Flug über den Lavasee

Diese „Vulkanhölle“ klingt zwar spannend und sehenswert, aber nicht gerade einladend. Um dennoch eine Besichtigung der Sehenswürdigkeiten zu ermöglichen, haben NASA-Forschende nun erstmals Animationen von Ios Oberfläche erstellt. Diese basieren auf Daten von zwei Vorbeiflügen der Raumsonde Juno im Dezember 2023 und im Februar 2024. Zu beiden Zeitpunkten hatte Juno sich dem vulkanischen Mond auf 1.500 Kilometer genähert und dabei unter anderem die ersten Nahaufnahmen von Ios nördlichen Breiten erstellt.

„Io ist voller Vulkane und wir haben einige von ihnen in Aktion gesehen“, berichtet Juno-Forschungsleiter Scott Bolton von der NASA. „Wir haben auch einige großartige Nahaufnahmen und andere Daten von einem 200 Kilometer langen Lavasee namens Loki Patera erhalten.“ Damit ist der ungewöhnliche See so lang wie die Distanz zwischen Dresden und Berlin. Wie in der obigen Animation zu erkennen, befinden sich in der Mitte des erkaltenden Sees sogar mehrere große Inseln.

"Kirchturmberg" von Io
Auch der „Kirchturmberg“ von Io lässt sich jetzt als Animation bestaunen. © NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS

Spiegel und Kirchtürme

Doch der Lavasee verrät noch mehr: „Die spiegelnde Reflexion, die unsere Instrumente von dem See aufgezeichnet haben, deutet darauf hin, dass Teile der Oberfläche von Io so glatt wie Glas sind, was an vulkanisch erzeugtes Obsidianglas auf der Erde erinnert“, so Bolton weiter. Das unterscheidet Io von den anderen großen Jupiter-Monden, deren Oberfläche als deutlich rauer gilt.

Eine weitere Sehenswürdigkeit, die „Touristen“ bei ihrer virtuellen Reise zu Io bestaunen können, ist ein ungewöhnlicher Berg, dem das Team den Spitznamen „Kirchturmberg“ gegeben hat. Damit beziehen die Forschenden sich auf die schmale, steile und spitze Form des Massivs, die es wie eine außerirdische Kathedrale oder eine Festung aus „Der Herr der Ringe“ erscheinen lässt.

Mithilfe von Junos Mikrowellenradiometer konnten Bolton und seine Kollegen außerdem zeigen, dass die Pole von Io deutlich kälter sind als seine mittleren Breitengrade.

Quelle: NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL)

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