Tiefe, steile Täler, wohin man schaut. So sieht es im Noctis Labyrinthus aus, dem Labyrinth der Nacht – einer italiengroßen Region auf der Marsoberfläche. Dank eines simulierten „Rundflugs“ lässt sich die zerklüftete Region nun auch von der Erde aus erkunden. Um die Illusion zu erzeugen, man flöge mit einem Helikopter direkt über die karge, durch vulkanische Aktivität entstandene Landschaft, haben Mitarbeiter der europäischen Weltraumagentur ESA Aufnahmen der Sonde Mars Express mit topografischen Daten kombiniert.
Unser roter Nachbarplanet fasziniert uns seit jeher. Und dank modernster Technologie ist es mittlerweile sogar möglich, die verschiedenen Landschaften der Marsoberfläche in detaillierten Fotos und Videos festzuhalten. Besondere Dienste hat in diesem Zusammenhang die sogenannte High Resolution Stereo Camera (HRSC) geleistet. Befestigt an der Raumsonde „Mars Express“, umrundet sie den roten Planeten bereits seit 2003 und scannt dabei dessen Oberfläche mit spezieller Sensortechnik. So entstehen einzigartige, dreidimensionale Bilder von den Landschaften des Mars.
Vom Mosaik zum Rundflug
Nun haben ESA-Mitarbeiter die Einzelbilder aus insgesamt acht Umläufen der Mars-Express-Sonde in einer Art Mosaik miteinander kombiniert und durch topografische Informationen zur Marsoberfläche ergänzt. Das Ergebnis: Ein einzigartiges Video, das einem das Gefühl vermittelt, in einem Helikopter über unseren Nachbarplaneten zu fliegen. Jede Sekunde des Videos besteht aus 50 Einzelbildern und schafft so die Illusion eines dreidimensionalen Rundflugs.
Der virtuelle Helikopter fliegt über den östlichen Teil des sogenannten Noctis Labyrinthus, dem „Labyrinth der Nacht“. Es handelt sich dabei um eine zerklüftete Region nahe des Marsäquators, die sich über eine Länge von rund 1.190 Kilometern erstreckt – vergleichbar mit der Länge Italiens. Das Noctis Labyrinthus liegt zwischen dem kolossalen „Grand Canyon“ des Mars, den Valles Marineris, und den höchsten Vulkanen des Sonnensystems in der Tharsis-Region.
Vulkane als Labyrinth-Erschaffer
Die bis zu 30 Kilometer breiten und sechs Kilometer tiefen Täler des Noctis Labyrinthus sind wahrscheinlich durch vulkanische Aktivität in der nahegelegenen Tharsis-Region entstanden. Der intensive Vulkanismus könnte dazu geführt haben, dass sich große Bereiche der Marskruste nach oben wölbten und stark ausdünnten. Dadurch sackten Teile der Kruste nach unten ab und hinterließen zerklüftete Gräben.
Was auf dem Video als hohe Plateaus sichtbar ist, sind demnach Reste des ursprünglichen Oberflächenniveaus. An einigen Stellen zeigt das Marsvideo außerdem gigantische Erdrutsche an den Talhängen und große Dünenfelder. Letztere sind laut ESA durch Sand entstanden, der von den Winden des Mars an den steilen Hängen entlang geweht wurde.
Quelle: ESA