Menschen, die häufig Wal- und Delfinfleisch essen, leiden häufiger an Gedächtnisstörungen, Parkinson-Erkrankungen und Immunschwächen. Dies zeigt ein Bericht, den die Artenschutzorganisation Pro Wildlife auf der Internationalen Walfangkonferenz vorstellt. Inuit in Kanada, Alaska und Grönland sind besonders betroffen, aber auch die Bevölkerung von Industriestaaten wie Japan und den dänischen Färöer-Inseln. In Walprodukten werden Grenzwerte für Quecksilber, PCB oder DDT um das bis zu 5.000fache überschritten.
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Aus Japan und den Färöer-Inseln waren bereits einzelne Studien zur Belastung von Walfleisch bekannt. Einen Überblick über die Giftstoffkonzentrationen von der Arktis bis zur Antarktis gibt nun erstmals der Bericht „Toxic Menu“ von Pro Wildlife und der Schweizer Organisation OceanCare. Das Ergebnis: Ob Arktis oder Nordpazifik – die Schadstoffmengen in Walen und Delfinen sind so hoch, dass ihr Fleisch für den Verzehr nicht geeignet ist. „Vor allem die indigene Bevölkerung isst immer noch Walfleisch. Ihre Gesundheit ist besonders gefährdet“, so die OceanCare-Präsidentin Sigrid Lüber. Der Bericht zeigt auch, wie die Regierungen in den Walfangländern die Gesundheitsrisiken verharmlosen.
Die Liste von Krankheiten, die mit belastetem Walfleisch in Zusammenhang gebracht werden, ist lang: Frühgeburten, verringertes Geburtsgewicht, neurologische Schäden (verlangsamte Reaktionszeit; vermindertes Konzentrations-, Erinnerungs- und Sprachvermögen) und Atemwegerkrankungen bei Kindern, Immunschwäche, Nierenschäden, Parkinson, Arteriosklerose und Bluthochdruck im Erwachsenenalter.
Wale und Delfine – schwimmende Giftcocktails
Delfine und einige Walarten stehen am Ende einer langen Nahrungskette und reichern über ihr langes Leben hohe Giftstoffmengen an. Besonders gefährlich ist die methylierte Form von Quecksilber, die schwere Störungen von Gehirn und Nervensystem verursachen kann. Polychlorierte Biphenyle (PCBs) und DDTs (Dichloro-Diphenyl-Trichlorethan-Verbindungen) schädigen Fruchtbarkeit und Immunabwehr und gelten als krebserregend.
Auf den dänischen Färöer-Inseln forderte die oberste Gesundheitsbehörde im vergangenen August die Regierung auf, Walfleisch nicht länger als Nahrungsmittel zu nutzen. Ein einmaliger Vorgang, denn die Gesundheitsbehörden anderer Walfangnationen ignorieren weiterhin die Gesundheitsrisiken von Walfleisch.
Bakterienverseuchtes Walfleisch – vor allem roh gefährlich
Bei den meisten Ureinwohnern, aber auch in Japan werden Wal- und Delfinprodukte teilweise roh verzehrt – die Konsumenten riskieren die bakterielle Erkrankung Brucellose. „Fast 40 Prozent des Zwergwal-Fleisches aus dem japanischen Walfang im Nordpazifik sind Brucella-verseucht. Der Regierung in Tokio ist dies bekannt. Trotzdem wird das Fleisch verkauft“, kritisiert Pro Wildlife-Sprecherin Sandra Altherr.
Gesunde Ernährungsalternativen für Ureinwohner
Einer Studie des dänischen Umweltministeriums zu Folge haben die Inuit in Grönland durchaus gesündere Ernährungsalternativen. „Karibus, Hasen und die meisten Fischarten sind kaum belastet. Walfleisch dagegen hat die höchsten Giftstoffkonzentrationen“, sagt Lüber. Trotzdem verharmlost die semi-autonome Regierung Grönlands die Gesundheitsrisiken und empfiehlt Walfleisch – aus kulturellen Gründen. Ähnlich argumentieren die Behörden in Kanada, obwohl Belugas und Narwalen stark mit Giftstoffen belastet sind.
(Pro Wildlife e.V., 10.06.2009 – NPO)