Astronomie

Es blitzt auf dem Mars

Erster Beleg für elektrische Entladungen in einem Staubsturm

Staubsturm auf dem Mars © Brian Grimm and Nilton Renno

Entgegen bisheriger Annahmen gibt es auch auf dem Mars Blitze. Ein Mikrowellen-Detektor hat zum ersten Mal die typischen Signale elektrischer Entladungen aufgefangen, die sich plötzlich inmitten eines Staubsturms ereigneten. Diese in der nächsten Ausgabe der „Geophysical Research Letters“ veröffentlichte Erkenntnis hat weitreichende Bedeutung für die Marserkundung und auch mögliche bemannte Missionen.

Als die Viking-Sonden Mitte der 1970er Jahre die ersten Daten direkt von der Marsoberfläche sandten, sorgten diese für Aufsehen. Unter anderem schienen sie darauf hinzudeuten, dass die häufigen Staubstürme auf dem Roten Planeten ähnlich wie Gewitterstürme auf der Erde elektrisch aktiv sein könnten. Wenn es aber Blitze auf dem Mars gäbe, dann könnten diese auch als Katalysator für chemische Reaktionen wirken, die letztlich sogar Leben hervorbringen.

Widerlegung widerlegt?

Doch diese Annahme blieb lange Zeit eine reine Hypothese. Es gab keine Daten, die elektrische Entladungen entweder bewiesen oder aber widerlegten. Im Jahr 2006 schienen die Ergebnisse einer Gruppe von Planetenforschern die Existenz von Blitzen eher zu widerlegen. Sie hatten dies mithilfe von theoretischen Modellen, Laborversuchen und Feldstudien auf der Erde geprüft.

Jetzt aber schüren neue Daten wieder Hoffnung: Wissenschaftler der Universität von Michigan haben mithilfe eines speziellen Mikrowellen-Detektors ein ungewöhnliches Signal auf dem Mars registriert. Der Kurtosis-Detektor maß zwölf Tage lang jeweils fünf Stunden täglich die vom Roten Planeten ausgehende thermische und nicht-thermische Strahlung. Letztere kam allerdings normalerweise nicht vor.

Nicht-thermische Strahlung deutet auf Blitze hin

Am 8. Juni 2006 jedoch registrierte das Gerät ein vom Normalen abweichendes Muster: Während eines starken Staubsturms trat plötzlich ein deutlicher Peak von nicht-thermischer Strahlung auf. Eine solche nicht-thermische Strahlung deutet auf die Existenz von elektrischen Entladungen wie beispielsweise Blitzen hin.

Um ganz sicher zu gehen, testeten die Forscher die Daten erneut sorgfältig auf Stärke, Dauer und Frequenz der Aktivität und verglichen dies mit den Mustern anderer bekannter Strahlungsquellen. Doch jeder Test verstärkte nur die Schlussfolgerung, dass es sich hier um Blitze, ausgelöst durch den Staubsturm gehandelt haben musste.

„Was wir auf dem Mars gesehen haben ist eine Serie von großen und plötzlichen elektrischen Entladungen, die durch einen starken Staubsturm ausgelöst wurden“, erklärt Chris Ruf, Professor für Ingenieurwissenschaft an der Universität von Michigan. „Offensichtlich war jedoch mit den elektrischen Entladungen kein Regen verbunden.“

Bedeutung auch für zukünftige Marsflüge

Der Nachweis elektrischer Aktivität auf dem Roten Planeten hat für die Marsforschung weitreichende Bedeutung. „Es betrifft die atmosphärische Chemie, die Bewohnbarkeit und die Vorbereitungen für eine Erkundung durch bemannte Sonden“, so Nilton Renno, Professor für Weltraumforschung. „Es könnte sogar Implikationen für die Entstehung des Lebens haben, wie ja Experimente in den 1950er Jahren andeuteten.“

(University of Michigan, 02.07.2009 – NPO)

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