Schadstoffe aus den natürlichen Kohlenvorkommen im Golf von Alaska sind nicht schuld an den Langzeitfolgen bei Meeresorganismen nach der Exxon-Valdez-Ölkatastrophe im März 1989. Dies hat ein internationales Wissenschaftlerteam jetzt in einer neuen Studie im Fachblatt „Environmental Science & Technology“ nachgewiesen. Danach stammen die so genannten bioverfügbaren Substanzen, die für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind, vor allem aus dem Rohöl des Tankers.
Beim Auflaufen der Exxon Valdez auf ein Riff liefen damals etwa 40.000 Tonnen Rohöl aus und verschmutzten den Prinz-William-Sund in Alaska. Schätzungen zufolge kamen dabei allein über eine Viertel Million Seevögel um. 2.000 Kilometer Küste wurden mit Öl verseucht. Mit dem Fischfang brach die Lebensgrundlage vieler Küstenbewohner zusammen. Nach Angaben von ExxonMobil, Eigentümer des Tankers, habe das Unternehmen mehr als 3,8 Milliarden Dollar für Entschädigung, Aufräumarbeiten, außergerichtliche Einigungen und Strafen bezahlt, heißt es in einer Stellungnahme zum 20. Jahrestag der Ölpest.
Umwelt noch immer belastet
Trotz groß angelegter Säuberungsaktionen halten die Auswirkungen auf die Umwelt weiter an. Geschätzte 80.000 Liter Öl sollen in Form von Öl- und Teerklumpen immer noch die Küste Alaskas verschmutzen. Auch wenn die Folgen jetzt nicht mehr offensichtlich sind, so ist führen sie doch dazu, dass Meeresorganismen geschädigt sind und die Nahrungskette nicht mehr so funktioniert wie früher. Hauptproblem ist, dass sich die im Öl enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) aufgrund der niedrigen arktischen Temperaturen nur sehr langsam natürlich abbauen.
Unter Wissenschaftlern entbrannte vor einiger Zeit ein Streit über die Herkunft dieser Schadstoffe. Doch nun hat das internationale Forscherteam nachgewiesen, dass Rohöl aus der Exxon Valdez die Hauptquelle der bioverfügbaren PAK-Schadstoffe ist.
Nur PAKs aus Tankeröl schädlich
Die Wissenschaftler der Tennessee Technological University, der Universität Lausanne, des Calvin Colleges und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) verglichen in ihrer neuen Studie PAK aus Proben vom Tankeröl und aus Kohlenvorkommen. Bei der Untersuchung mit bakteriellen Biosensoren zeigte sich, dass nur die PAKs aus dem Tankeröl Auswirkungen auf Organismen hatten.
Der Nachweis gelang den Forschern im Labor mit Hilfe von genetisch modifizierten Bakterien, die mit den Schadstoffen reagieren. „Diese Biosensoren beruhen auf Bakterien, die polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe als Nahrung nutzen. Wenn diese Bakterien in Kontakt mit den Stoffen kommen, dann wird ein biologischer Schalter betätigt und die Bakterien beginnen zu leuchten“, erklärt Professor Hauke Harms vom UFZ. „Diese neue forensische Anwendung hat klare Vorteile: Beim Nachweis entfällt der Umweg über aufwändige chemische Analysen.“
Da die verwendeten Bakterien sehr lichtstark sind können die Wissenschaftler die Prozesse in einer hohen Auflösung untersuchen – bis hin auf die Mikroebene einzelner Organismen.
Natürlicher Bestandteil von Kohle und Erdöl
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind natürlicher Bestandteil von Kohle und Erdöl. Aufgrund ihrer Langlebigkeit und Giftigkeit wurden 16 dieser Substanzen bereits in den 1980er Jahren von der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA als besonders gefährliche Umweltschadstoffe eingestuft. So wurden steinkohlenteerhaltige Klebstoffe aufgrund der Gesundheitsgefährdung verboten.
Einige PAKs sind eindeutig krebserregend – vorausgesetzt sie werden vom Organismus im Stoffwechsel umgesetzt. Die Bioverfügbarkeit entscheidet daher über die Giftigkeit. Bioverfügbarkeit ist meist nur dann gegeben, wenn die Stoffe wasserlöslich sind.
(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 01.09.2009 – DLO)