Bisher ging man davon aus, dass die Galapagos-Meerechsen sich genetisch nicht nennenswert voneinander unterscheiden. Eine jetzt im Online-Journal „BMC Evolutionary Biology“ erschienene Studie internationaler Wissenschaftler widerlegt diese Auffassung. Die jetzt nachgewiesene genetische Vielfalt ändert auch die Voraussetzungen für einen sinnvollen Artenschutz.
Die Galapagos-Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) sind weltweit die einzigen Echsen, die primär an den marinen Lebensraum gebunden und angepasst sind. Sie kommen ausschließlich auf den dreizehn größeren und kleineren Inseln des Galapagos-Archipels vor und zählen wie die ebenfalls endemischen Darwin-Finken und Galapagos-Riesenschildkröten zu den Tieren, die untrennbar mit dieser einzigartigen Inselgruppe und den daraus resultierenden Vorstellungen zu Evolutionsprozessen verbunden sind.
Bisherige Annahme widerlegt
Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass die einzelnen Inselpopulationen sich genetisch kaum voneinander unterscheiden. Im Fokus standen dabei vor allem speziele DNA-Abschnitte im Zelkern, so geannnte Mikrosatelliten-Loci. Ferner nahm man an, dass vor allem die männlichen Tiere für den Genfluss zwischen den zum Teil bis zu 100 Kilometer voneinander entfernt liegenden Inseln sorgen und die Weibchen eher ortstreu sind.
Doch eine neue genetische Studie einer internationalen Forschergruppe um Gsella Caccone und Scott Glaberman vom Yale Institute for Biospheric Studies und Sebastian Steinfartz von der Universität Bielefeld zeigt nun, dass die genetische Diversität der einzelnen Inselpopulationen der Meerechsen drastisch unterschätzt worden ist. Auf der Basis von über 1200 Tieren, die in den Jahren 1991/93 und 2004 beprobt worden waren, konnten die Forscher zwanzig getrennte genetische Gruppen, so genannte genetische Cluster, identifizieren.
Inselpsezifische Gencluster entdeckt
Die meisten der gefundenen genetischen Cluster waren hochspezifisch für eine bestimmte Insel und deuten an, dass in der jüngeren Vergangenheit und aktuell kein nennenswerter Genfluss zwischen den Inselpopulationen der Meerechsen geherrscht haben kann. Interessante Ausnahmen bildeten hier die Inseln San Christobal im äußersten Süd-Osten, eine der ältesten Inseln des Archipels, und die jüngsten und größten Inseln im Westen, Isabela und Fernandina. Auf San Christobal identifizierten die Wissenschaftler zwei genetisch hoch differenzierte Cluster und auf Isabela und Fernandina eine wahre Explosion genetischer Diversität. Ferner zeigte sich, dass sich die Geschlechter der Meerechsen in ihrem Ausbreitungsverhalten nicht unterscheiden.
Schutzkonzept muss angepasst werden
Die neue Studie und deren Einsichten zur genetischen Diversität der Meerechsen-Populationen ist vor allem in Hinsicht auf mögliche Maßnahmen zum Erhalt und Schutz dieser einmaligen Tiere besonders wertvoll und wichtig. Ging man bisher davon aus, dass aufgrund des hohen Genflusses zwischen den Inseln einzelne Inselpopulationen keine hohe Priorität erfahren sollten, müssen aktuelle Schutzkonzepte zum Erhalt der Gesamt-Diversität dieser Art ihr vermindertes Ausbreitungspotential und die genetische Differenzierung der einzelnen Inselpopulationen mit einbeziehen.
(Universität Bielefeld, 18.01.2010 – NPO)