Geowissen

Weltwassertag: Bald mehr Kriege um Wasser?

Klimawandel verschärft Wasserkonflikte

Anlässlich des heutigen Weltwassertages hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor zunehmenden Konflikten um die begrenzten Wasservorräte gewarnt.

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Laut dem BUND-Wasserexperten Sebastian Schönauer führt der bis Ende dieses Jahrhunderts zu erwartende Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um bis zu fünf Grad Celsius zusammen mit expandierenden Wüsten, austrocknenden Flüssen und der Verschmutzung des Oberflächen- und Grundwassers zu vermehrten Streitigkeiten um die Ressource Wasser.

„Schon heute haben rund eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Wenn Industrie und Landwirtschaft die Wasserreservoirs übernutzen und verschmutzen wie bisher, eine wachsende Weltbevölkerung immer mehr Wasser braucht und die Konflikte um knappe Wasservorräte zunehmen, wird sich diese Zahl noch erhöhen“, so Schönauer. Bereits in fünfzehn Jahren könnten bis zu drei Milliarden Menschen vor allem in Afrika und Asien unter Trinkwasserknappheit leiden.

Viele Regionen von Wassermangel betroffen

Kleinbauern und Viehzüchter in Nordafrika und der Sahel-Zone litten schon jetzt unter Wassermangel. So in Nigeria, Darfur, dem Tschad, Kenia, Somalia, Mali und Burkina Faso. Zu politischen Spannungen kommt es nach Angaben der Natur- und Umweltschutzorganisation vor allem in Regionen, wo große Flüsse von mehreren Ländern genutzt würden. Pakistan, Indien und Bangladesh verwendeten gemeinsam das Wasser von Indus bzw. Ganges und führten zugleich erbitterte Auseinandersetzungen.

Ägypten streite zudem seit Jahren mit neun Ländern um das Nilwasser. Die Türkei, der Irak und Syrien wiederum teilten sich in der spannungsgeladenen Euphrat- und Tigris-Region das Wasser. Im Nahen Osten gerieten der Libanon und die Palästinenser mit Israel und Jordanien um die Nutzung des Jordan und seiner Zuflüsse aneinander. Zwischen China, Thailand, Laos und Malaysia gebe es Konflikte um das Wasser des Mekong, so der BUND.

Motto Ziel nicht Realität

Schönauer: „Das Motto des diesjährigen Weltwassertages – sauberes Wasser für eine gesündere Welt – beschreibt ein schönes Ziel. In der Realität ist verunreinigtes Wasser weltweit die häufigste Ursache für Krankheiten und Todesfälle. Seit zehn Jahren wollen die Vereinten Nationen die Zahl derjenigen halbieren, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Wenn die Wasserressourcen nicht ökologisch nachhaltig bewirtschaftet und geschont werden, ist die politische Stabilität in vielen Teilen der Welt gefährdet.“

In den kommenden fünfzehn Jahren werde der globale Wasserverbrauch um weitere 40 Prozent steigen. Um diesen Bedarf zu decken, müsse vor allem in Wasserspartechniken und die Aufbereitung und Speicherung von Trinkwasser investiert werden. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf natürliche Wasserkreisläufe zu begrenzen sei die Erhaltung von Flussauen, Seen und Mooren als Kohlendioxid-Speicher sowie der Schutz der Bodenfruchtbarkeit entscheidend, erklärte der BUND.

Wasser mit Risiken und Nebenwirkungen

Die Umweltschutzorganisation WWF warnte anlässlich des Weltwassertages 2010 ebenfalls vor den humanitären und ökologischen Folgen mangelhafter oder gar fehlender Abwassersysteme. Weltweit müssten 2,5 Milliarden Menschen und damit über ein Drittel der Weltbevölkerung ohne entsprechenden Anschluss auskommen.

„Wenn Abwässer ungereinigt in den natürlichen Kreislauf gelangen leidet die Natur und damit auch der Mensch, da dessen Trinkwasser negativ beeinträchtigt wird“, sagte Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF Deutschland. Durch ungeklärte Abwässer und andere Schadstoffeinträge würden zudem Seen, Flüsse, Feuchtgebiete und das Grundwasser immer mehr belastet. Das bleibe, so der WWF-Experte, auch nicht folgenlos für die Bevölkerung, die diese Vorkommen nutze.

Defizite in der Abwassereinigung angehen

„Wer sauberes Trinkwasser für die gesamte Weltbevölkerung will, der muss auch die Defizite in der Abwassereinigung angehen“, sagte Geiger weiter. Außerdem müsse die Bedeutung der natürlichen Reinigungsfunktion von Feuchtgebieten und Flüssen besser verstanden und geschützt werden. „Um zukünftige Konflikte um Wasserressourcen zu vermeiden, muss die Staatengemeinschaft endlich Pläne und Mechanismen für eine nachhaltige, grenzüberschreitende Wasserbewirtschaftung entwickeln“, forderte Geiger.

Aufgabe der Industrie sei es, dies zu unterstützen und zu fördern. Vor allem der Agrar-Sektor, der am weltweiten Wasserbedarf einen Anteil von 70 Prozent hat, sei dazu verpflichtet. Immerhin trage die Landwirtschaft durch Pestizide und Dünger maßgeblich zur Verschmutzung bei.

BfN fordert intakte Gewässerlandschaften

Das Bundesamt Naturschutz (BfN) forderte zum Tag des Wassers, dass der ökologische Zustand der Gewässerlandschaften in Deutschland dringend verbessert werden muss. „Das zeigen die Bestandsaufnahmen von Wasserwirtschaft und Naturschutz der letzten Jahre. Intakte Auenökosysteme leisten aufgrund ihrer Fähigkeit zur Selbstregulation wichtige Beiträge für sauberes Wasser und für die Dämpfung von Hochwasserspitzen“, erklärte die BfN-Präsidentin Professorin Beate Jessel.

An der Verbesserung des Zustands arbeiten zur Zeit sowohl Wasserwirtschafts- als auch Naturschutzbehörden – nach Maßgabe verschiedener europäischer Umweltrichtlinien. „Hier brauchen wir eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz, um Synergien noch besser nutzen zu können“, so Jessel weiter.

Hydrogeologe: weitere Forschungsanstrengungen nötig

Der hallesche Hydro- und Umweltgeologe Professor Peter Wycisk wies zudem darauf hin, dass trotz der guten Trinkwasserqualität in Deutschland die weitere Reduzierung von Schadstoffgehalten in Fließgewässern ein wichtiges Thema ist. Zudem müsse man beim Grundwasser die geotechnisch relevanten Auswirkungen im Blick behalten – die bekanntermaßen zu gefährlicher Instabilität führen könnten.

„Wir haben in Deutschland – gerade im Hinblick auf die Reduzierung von Schadstoffeinträgen in Fließgewässern – noch Optimierungsreserven“, sagte Wycisk im Interview mit scientia halensis, dem Magazin der Universität Halle-Wittenberg. Zudem sei der Forschungsbedarf zu den komplexen Prozessabläufen gerade beim Grundwasser nach wie vor gegeben.

„Man wird immer wieder aufmerksam auf Unfälle, Unglücke oder katastrophale Ereignisse, die letztendlich mit der Wirkung von Wasser zusammenhängen. Dies sind nicht nur Überflutungen, sondern zum Beispiel auch Auswirkungen von Bohrungen zur oberflächennahen Geothermienutzung, wie am Standort Staufen, oder das dramatische Unglück von Nachterstedt. Hier ist im weiteren Sinne auch die Einwirkung von Grundwasser zu nennen, was zu Instabilität und Kippenrutschung führte.“, so Wycisk weiter. Letztendlich könne man die relevanten komplexen Prozessabläufe nur mit einem interdisziplinären Arbeitsansatz aus dem Bereich der Geo- und Ingenieurwissenschaften heraus lösen.

Zahlen rund ums Wasser

  • 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt, davon sind etwa 97 Prozent Salzwasser, zwei Prozent sind Polareis und Gletscher und nur ein Prozent steht als Süßwasser für menschliche Nutzung zur Verfügung.
  • Deutschland hat einen jährlichen Wasser-Fußabdruck von 159,5 Milliarden Kubikmeter (Mrd. m³) – das ist mehr als das dreifache Volumen des Bodensees (48 Mrd. m³). Darin berücksichtigt ist nicht nur der direkte Wasserverbrauch, sondern auch das in Lebensmitteln und Industriegütern enthaltene Virtuelle Wasser.
  • Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5.288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht – und das, obwohl der direkte Wasserverbrauch von Privatpersonen bei rund 125 Litern pro Kopf und Tag liegt.
  • In Spanien gibt es 500.000 illegal genutzte Brunnen. Dahinter verbergen sich allerdings nicht Privatpersonen sondern große Agrar-Betriebe.
  • Für die Bewässerung eines 18-Loch-Golfplatzes werden in Spanien oder der Türkei jedes Jahr geschätzte 700.000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Damit ließe sich ein Jahr lang eine Stadt mit 15.000 Einwohnern mit Trinkwasser versorgen.
  • In einem kleinen Frühstück stecken rund 365 Liter virtuelles Wasser: ein Frühstücksei für 135 Liter, eine Scheibe Brot noch einmal 40 Liter, die Tasse Kaffee schlägt mit 140 Litern zu Buche und für eine Scheibe Käse werden noch einmal 50 Liter berechnet.

(BUND/WWF/Universität Halle-Wittenberg, 22.03.2010 – DLO)

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