Biologie

Knochenfresser-Wurm bohrte schon vor 30 Millionen Jahren

Bohrspuren als Belege für evolutonäres Alter von Osedax in Walknochen

Dieses 30 Mio. Jahre alte Rippenfragment eines Wals zeigt die runden Bohrlöcher des Zombie-Wurms, die bis zu 0,5 mm Durchmesser haben. © Uni Kiel

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat in fossilen Walknochen Bohrlöcher des Knochenfresser-Wurm Osedax entdeckt. Sie erlauben erstmals eine Alterseinschätzung dieser erst vor kurzem entdeckten Tiefsee-Wurmart. Demach existierten diese Würmer schon vor 30 Millionen Jahren und fraßen auch damals schon Walknochen. Sie berichten darüber in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

Sie besitzen weder Magen noch Mundöffnung, aber sie fressen trotzdem: Polychaeten der Gattung Osedax ernähren sich von den Knochen toter Wale. Mit Hilfe speziellerBakterien verdauen sie die organischen Bestandteile der harten Knochensubstanz und können ein Skelett so vollkommen durchlöchern. Entdeckt und beschrieben wurden diese seltsamen Würmer erstmals vor sechs Jahren von Wissenschaftlern des Scripps Institut für Ozeanografie in La Jolla, Kalifornien. Sie fanden die Tiere auf einem Walkadaver in 2.800 Metern Tiefe lebend.

Ursprung der Würmer rätselhaft

Seitdem suchen Paläontologen nach fossilen Hinweisen, um das geologische Alter dieses Knochenfressers zu bestimmen. Jetzt entdeckten Forscher vom Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität Kiel Bohrlöcher und Hohlräume in einem fossilen Walknochen aus dem amerikanischen Bundesstaat Washington, die in Form und Größe exakt denen der heute lebenden Würmer entsprechen. Der Knochen stammt von einem Urahn der heutigen Bartenwale. Sein Alter wurde anhand von Leitfossilien auf 30 Millionen Jahre bestimmt.

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Spezialisierung auf Walknochen aus Nahrungsmangel

„Das Alter unserer Fossilie fällt mit dem Zeitraum zusammen, ab dem wir Wale auf dem offenen Ozean nachweisen können“, erklärt Steffen Kiel, der seit längerem die Evolution und Fossilgeschichte von Tiefsee-Ökosystemen erforscht. Nur vom offenen Ozean aus konnten tote Wale auf den Grund der Tiefsee sinken, wo sie dann dem Knochenfresser-Wurm als Nahrung dienten. „Nahrung ist knapp in den Weiten der Tiefsee und das fast gleichzeitige Erscheinen dieser Wale und des Zombie-Wurms zeigt, dass selbst harte Walknochen sehr schnell als Nahrungsquelle erschlossen wurden“ erläutert Kiel die Bedeutung dieser Fossilien.

Um die Bohrlöcher exakt darstellen und zuordnen zu können, fertigten die Wissenschaftler eine computertomografische Aufnahme (CT-Scan) des fossilen Knochens an. Wenig erfreut über das hohe Alter des Zombie-Wurms könnten Wirbeltierpaläontologen sein, müssen sie doch damit rechnen, dass er fast die ganze Evolutionsgeschichte der Wale hindurch die Knochen zerfressen und damit potenzielle Forschungsobjekte zerstört hat.

(Christian-Albrechts-Universität Kiel, 21.04.2010 – NPO)

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