Medizin

Magenbakterium begleitete schon Frühmenschen

Genvergleich enthüllt Koevolution von Helicobacter pylori mit dem Menschen

Das Magenbakterium Helicobacter pylori ist vermutlich schon mit unseren Vorfahren aus Afrika ausgewandert und hat sich seither in einer Koevolution gemeinsam mit dem Menschen weiterentwickelt. Das zeigt der Vergleich einer bestimmten Genregion, der so genannten Pathogenitätsinsel, im Erbgut des Bakteriums von Patienten aus allen Teilen der Welt. Die jetzt in der Zeitschrift „PLoS Genetics“ veröffentlichten Ergebnisse könnten auch bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen den Erreger von Magenkrebs helfen.

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30 bis 40 Prozent der Deutschen sind mit einem Bakterium infiziert, das Magenschleimhautentzündungen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Krebs verursachen

kann: Helicobacter pylori. Weltweit sind mehr als die Hälfte aller Menschen betroffen. Doch wie das Bakterium Krebs auslöst, ist weitgehend ungeklärt. Fest steht, dass dabei eine bestimmte bakterielle Genregion eine zentrale Rolle spielt. Diese so genannte cag- Pathogenitätsinsel haben jetzt Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), gemeinsam mit einem internationalen Team untersucht.

Auf der cag- Pathogenitätsinsel befinden sich Gene, die das Bakterium in die Lage versetzen, einen winzig kleinen Sekretionsapparat, eine „molekulare Injektionsspritze“, zu bilden. Mit dieser Spritze kann das Bakterium ein hochaktives krebserregendes Eiweißmolekül, CagA, in die menschlichen Zellen einschleusen. Das Team um Christine Josenhans und Sebastian Suerbaum, Professoren am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der MHH verglich für ihre Studie nun die Pathogenitätsinseln der Magenbakterien von mehr als dreißig Patienten aus allen Teilen der Welt.

Sie fanden heraus, dass die Inseln praktisch gleichzeitig mit der Entwicklung des modernen Menschen und dessen Kolonisierung durch den chronischen Krankheitserreger Helicobacter pylori aufgenommen wurden. Dies fand vor der ersten Auswanderung der modernen Menschen aus der Ursprungsheimat Afrika statt. Seitdem hat sich die Insel in einem Koevolutionsprozess gemeinsam mit dem Menschen weiterentwickelt.

„Das Bakterium hat vielfältige Möglichkeiten zum ‚Feintuning’ der Inselfunktion. Sie spielen möglicherweise bei der Anpassung an den individuellen menschlichen Wirt und dessen Immunabwehr und auch bei der Krankheitsentstehung eine große Rolle“, erklärt Josenhans. „Diese Ergebnisse sind nicht nur eine wichtige Basis für weitere Grundlagenforschung darüber, wie Helicobacter pylori den Menschen chronisch über Jahrzehnte infiziert und Krebs auslöst, sondern haben auch Relevanz für die Impfstoffentwicklung gegen diesen Krankheitserreger“, ergänzt Suerbaum.

(Medizinische Hochschule Hannover, 25.08.2010 – NPO)

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