Überraschung im Regenwald: Ein Forscherteam der Naturschutzorganisation WWF ist in der Demokratischen Republik Kongo auf Schimpansen gestoßen, die mitten in einem monatelang unter Wasser stehenden Sumpfgebiet leben. In der Regenzeit, wenn das Gebiet in der Lac Tumba-Region überflutet ist, verlagern die Schimpansen ihr Leben offenbar fast komplett in die Baumwipfel.
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Wissenschaftler der Naturschutzorganisation WWF sind seit einiger Zeit in der demokratischen Republik Kongo unterwegs um im Auftrag der Regierung zu prüfen, welche Gebiete sich als Schutzgebiete eignen. Sieben Prozent der Demokratischen Republik Kongo stehen bereits unter Schutz, 15 Prozent sollen es werden – insgesamt 15 Millionen Hektar Schutzgebiet, die das Land wie ein Netz überziehen sollen. Ziel ist es, die biologisch vielfältigsten Gebiete zu bewahren, in denen unzählige Tier- und Pflanzenarten leben.
Schimpansen im Sumpfwald
Eines der in Frage kommenden Gebiete ist die Lac Tumba-Region, das vermutlich größte Sumpfwaldgebiet der Erde. Die Sumpfwälder sind ein wertvoller Wasserspeicher für das Kongo-Becken: Wie ein Schwamm saugen sie in der Regenzeit von September bis Mai die Wassermengen auf und puffern Überschwemmungen ab, um anschließend das Wasser langsam wieder abzugeben.
Überraschenderweise stießen die Forscher in diesem fast ein halbes Jahr lang unter Wasser stehenden Gebiet auf einige hundert Schimpansen. „Wir hatten keine Ahnung, dass in dieser Gegend überhaupt Schimpansen vorkommen“, erklärt WWF-Projektleiter Inogwabini Bila-Isia. „Dass die Tiere es so lange in den Bäumen aushalten, hat uns die Sprache verschlagen.“ Wie genau sie dort leben und was ihr Verhalten auszeichnet, ist noch unklar und muss erst noch weiter erforscht werden.
Gebiet bisher fast unerforscht
Doch schon jetzt sind sich die Forscher sicher, dass das Zuhause des „Sumpfschimpansen“ noch einige weitere Überraschungen in petto haben könnte. „Das Gebiet war bisher quasi unerforscht und wir werden noch über Monate dort unterwegs sein“, so Bila-Isia. Dank der Expedition ist es dem WWF bereits gelungen, die Regierung der Demokratischen Republik Kongo zu überzeugen, den Sumpfwald auf über 7.000 km2 unter Naturschutz zu stellen – eine Fläche von der dreifachen Größe des Saarlandes.
„Ohne diese Wasserspeicherfunktion der Kongo-Wälder hätte die Region mit Trockenheit und Wüstenbildung zu kämpfen“, sagt WWF-Experte Johannes Kirchgatter. „Zudem spielt Wald im Klimaschutz eine große Rolle, aus zwei Gründen: Erstens sind Bäume Kohlenstoffspeicher, die das Klimagas Kohlendioxid in Kohlenstoff umwandeln und in ihrer Biomasse binden. Zweitens wird genau dieser gespeicherte Kohlenstoff bei der Waldvernichtung frei. Bäume zählen für den Klimaschutz also gleich doppelt.“
(WWF, 16.09.2010 – NPO)