Der Malariaerreger Plasmodium falciparum stammt ursprünglich von den Gorillas und ist von diesen auf den Menschen übergesprungen. Das zeigt eine jetzt in „Nature“ erschienene genetische Vergleichsstudie von Erregerstämmen bei verschiedenen Menschenaffenarten. Sie entkräftet damit auch bisherige Annahmen, nach denen die Schimpansen der ursprüngliche Wirt von Plasmodium falciparum waren. Wann der entscheidende Artensprung stattfand, ist jedoch noch unklar.
Weltweit erkranken jedes Jahr mehrere hundert Millionen Menschen an Malaria. Mehr als eine Millionen Todesfälle jährlich fordert die von Mücken übertragene Tropenkrankheit. Von den fünf bekannten Malariaerregern ist Plasmodium falciparum der an stärksten verbreitetste und tödlichste. Obwohl inzwischen in Behandlung und Vorbeugung einige Fortschritte erzielt worden sind, sind der Ursprung und die natürlichen Reservoire der Malariaerreger bisher noch immer unklar.
Welche Affenart war der Ursprungswirt?
Lange Zeit galt die bei Schimpansen entdeckte Art Plasmodium reichenowi als ihr engster Verwandter und gab Anlass zur Vermutung, dass sich die menschliche Variante zeitgleich mit der Trennung von Mensch und Schimpansenlinie vor mehr als fünf Millionen Jahren entwickelte. Doch innerhalb des letzten Jahres sind eng verwandte Stämme auch bei Gorillas und Bonobos entdeckt worden, so dass jede dieser Affenarten als ursprüngliches Reservoir des Malariaerregers in Frage kommt. Jetzt hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Beatrice Hahn von der Universität von Alabama diese Frage geklärt.
Plasmodium in allen Menschenaffenarten
Für ihre Studie sammelten die Wissenschaftler mehr als 3.000 Kotproben von wildlebenden afrikanischen Menschenaffen, darunter Gorillas, Schimpansen und Bonobos. Die Proben wurden auf Befall mit Plasmodium-Arten durchsucht und Proben mit Malaria infizierter Affen für weitere Analysen ausgewählt. Aus diesen isolierten die Forscher das Genom der Plasmodiumerreger und bestimmten dessen Art und Variante mittels Analyse der DNA. Die Auswertung bestätigte zunächst, dass sowohl Schimpansen als auch Gorillas natürliche Reservoire für insgesamt mindestens neun verschiedene Plasmodiumarten sind.
Menschlicher Stamm kommt vom Gorilla
Doch nur in einer Affenart stimmten die genetischen Signaturen mit der beim Menschen häufigen Plasmodium-Variante überein. „Alle zurzeit verfügbaren menschlichen Plasmodium falciparum Sequenzen tauchen als eine einzige Linie im G1-Stamm der Gorillaparasiten auf“, erklären die Forscher in ihrem „Nature“-Artikel. „Das deutet darauf hin, dass das menschliche Plasmodium falciparum vom Gorilla stammt, nicht vom Schimpansen, Bonobo oder unseren menschlichen Vorfahren. Und es zeigt, dass alle bekannten menschlichen Stämme aus einem einzigen Artensprung-Ereignis hervorgegangen könnten.“
Zeitpunkt des Artensprungs noch unklar
Demnach muss der Erreger der Malaria irgendwann in einer Gegend, in der Gorilla und Menschen gemeinsam lebten, von einem Organismus auf den anderen übergesprungen sein und sich dann an den Menschen als Wirt angepasst haben. „Noch ist aber unklar, wann der Gorillavariante von P. falciparum in die menschliche Population überging und ob heutige Affenpopulationen noch immer eine Quelle für menschliche Infektionen darstellen.“
(Nature, 23.09.2010 – NPO)