Die Dünen und ausgedehnten Sandflächen der Wüste Namib existieren schon seit mehr als einer Million Jahren. Das belegt eine jetzt in „Nature Geoscience“ veröffentlichte Studie britischer Forscher, die das Alter und die Herkunft der Sandkörner erstmals mittels Isotopenanalyse genauer bestimmten. Damit ist klar, dass die Wüste auch die mehrfachen Klimawechsel während der letzten Eiszeitperioden überdauerte.
Die Wüste Namib ist eine der ältesten und größten Sandwüsten der Erde. Über 34.000 Quadratkilometer groß ist das Trockengebiet, das sich entlang der namibischen Küste erstreckt. Doch woher der Sand und die großen Reihendünen der Wüste kommen, ist bis heute ungeklärt. Strittig ist zum einen, ob sich der Sand aus lokalen Sedimenten bildete oder aber von anderswo eingetragen wurde. Unklar war bisher aber auch, ob die Sandwüste erst während der letzten Eiszeiten entstand oder aber doch schon früher.
Isotopen enthüllen Sandbewegung und Bedeckungszeiten
Zumindest auf die letzte Frage haben jetzt Pieter Vermeesch und seine Kollegen vom Birkbeck College in London eine Antwort gefunden. Die Wissenschaftler setzten dabei an zwei Punkten an: Mit Hilfe von geochemischen Markern verfolgten sie zum einen die Bewegung des Sandes über das 400 Kilometer breite Sandmeer. Ziel war es, die Vermutung zu überprüfen, nach der der Sand innerhalb der Wüste primär von Süden nach Norden transportiert wird.
Zum anderen bestimmten sie mit Hilfe einer Isotopenanalyse die Zeitdauer, in der die Sandkörner bedeckt oder aber an der Oberfläche kosmischer Strahlung ausgesetzt waren. Diese Werte erlauben einen Rückschluss darauf, wie alt der Sand ist und wie lange er sich ungefähr an dieser Stelle befand. Für ihre Untersuchungen entnahmen die Wissenschaftler zwölf Proben Sand an unterschiedlichen Stellen der Namib-Sandwüste, östlichster Punkt war dabei der Orange River, westlichster die Atlantikküste.
Wanderung von Süden nach Norden
Das Ergebnis: Tatsächlich erfolgt der Transport von Sandkörnern innerhalb der Wüste vorwiegend von Süden nach Norden. Angetrieben durch die vorherrschenden Windrichtungen in diesem Gebiet verteilen sich die Körner in schmalen, parallel zum Meer verlaufenden Bahnen. Das zeigte sich unter anderem daran, dass beispielsweise zwei nur wenige Kilometer in Ost-West-Richtung auseinanderlegende Proben völlig unterschiedliche Isotopenzusammensetzungen aufwiesen, zwei gut 400 Kilometer voneinander entfernte Proben in Süd-Nord-Richtung aber nahezu identisch waren.
Von Sand bedeckt seit mindestens einer Million Jahren
Die Auswertungen der Datierung anhand der Isotopen ergaben auch, dass die Sande bereits seit mindestens einer Million Jahren in der Namib vorhanden sind. Eine Entstehung der Sandwüste erst durch eiszeitliche Einflüsse halten die Forscher daher für eher unwahrscheinlich. „Obwohl die einzelnen Sanddünen vielleicht nur wenige tausend Jahre alt sind, ist das Gebiet zwischen dem Diamantensperrgebiet im Süden und dem Kuiseb River Canyon im Norden auch über multiple Zyklen der Klimawechsel im Quartär hinweg durchgehend von Sand bedeckt geblieben“, erklären die Forscher in ihrem Nature-Artikel.
„Die Studie liefert den ersten direkten Beleg dafür, dass das Vorkommen von äolischen Sanden ein ebenso altes wie langlebiges Phänomen ist“, so die Wissenschaftler weiter. „Ein Alter von mehr als einer Million Jahren passt auch sehr gut zu jüngsten Altersschätzungen der Namib-Sandwüste, die auf der Artbildung von einheimischen Käfern basieren und von rund 2,35 Millionen Jahren ausgehen.“
(Nature, 03.11.2010 – NPO)