Passivrauchen erhöht schon bei Vorschulkindern den Blutdruck. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine Studie an mehr als 4.000 Fünf- bis Sechsjährigen in Rhein-Neckar-Gebiet. Ihre Einschulungsuntersuchung ergab bei 21 Prozent der Kinder einen deutlich erhöhten Blutdruckwert. Ärzte warnen daher Eltern davor, ihre Kinder Tabakrauch auszusetzen, da dies langfristige schädliche Folgen haben könne.
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Dass auch Passivrauchen die Gesundheit schädigen kann, ist seit einigen Jahren bekannt, epidemiologische Studien und Tierexperimente belegen dies. Passivrauch kann unter anderem zu Herzkrankheiten, Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenerkrankungen und chronischen Atemwegserkrankungen beitragen. Unter anderem deshalb ist in den meisten Ländern heute das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten.
Jetzt haben Heidelberger Wissenschaftler nachgewiesen, dass dauerhaftes Einatmen von Zigarettenrauch – beispielsweise bei rauchenden Eltern – schon bei Vorschulkindern deutliche Effekte hervorruft. Für die Studie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg sowie des Gesundheitsamts Rhein-Neckar wurde die reguläre Einschulungsuntersuchung durch das Gesundheitsamt in den Kindergärten in Heidelberg und der Rhein-Neckar-Region erweitert: Bei insgesamt 4.236 Mädchen und Jungen wurde von Februar 2007 bis Oktober 2008 zusätzlich der Blutdruck gemessen.
Risiko für Bluthochdruck um 21 Prozent erhöht
Das Ergebnis der Studie im Detail: Kinder, die zu Hause dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ausgesetzt waren, hatten ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für einen hohen Blutdruck. Bei 28,5 Prozent der Kinder rauchten die Väter, bei 20,7 Prozent die Mütter und bei 11,9 Prozent beide Eltern. Vor allem das Rauchen der Mütter beeinflusste den Blutdruck negativ, vermutlich weil sie eher zu Hause rauchen als die Väter, die bevorzugt am Arbeitsplatz zur Zigarette greifen.
„Mit dieser Studie haben wir erstmals gezeigt, dass Passivrauchen bei Kindern den Blutdruck deutlich ansteigen lässt“, erklärt Professor Georg Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Heidelberger Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, bei der Pressekonferenz in der Heidelberger Angelika-Lautenschläger-Kinderklinik. Bislang war vor allem der schädliche Effekt auf die Lunge bekannt. Hoher Blutdruck bei Kindern kann bis ins Erwachsenenalter persistieren. Er ist dann einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Von erhöhtem Blutdruck spricht man bei Fünfjährigen bereits, wenn der Blutdruck im Mittel über einem Wert von 111 / 72 mmHg liegt. Bekannte Risikofaktoren für Bluthochdruck bei Kindern sind Übergewicht, niedriges Geburtsgewicht sowie Bluthochdruck bei den Eltern. Passivrauchen stellt, wie die Studie jetzt aufdeckte, ein wichtiges zusätzliches, unabhängiges Risiko dar.
Passivrauchen stimuliert Hormone und schädigt Blutgefäße
Wie kommt es, dass Passivrauchen den Blutdruck steigen lässt? „Tabakrauch hat vielfältige Effekte auf die Blutgefäße“, erklärt Elke Wühl, Oberärztin am Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. So komme es zu einem Anstieg der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und einer Abnahme des Wirkstoffs Stickoxid in der Gefäßwand, der diese erweitert. Außerdem wird die Innenwand der Blutgefäße durch Tabakrauch dicker und verliert an Elastizität.
Die Heidelberger Kinderärzte warnen Eltern davor, ihre Kinder Tabakrauch auszusetzen, da dies langfristige schädliche Folgen haben könne. Wichtig sei zudem, weitere Risikofaktoren wie Übergewicht zu reduzieren. Die Studie ist jetzt in der Fachzeitschrift „Circulation“ online erschienen.
(Universitätsklinikum Heidelberg, 13.01.2011 – DLO)