Basierend auf Aufnahmen der Raumsonde Dawn haben Forscher jetzt eine erste Falschfarbenkarte des Asteroiden Vesta erstellt. Sie zeige erneut, wie stark zweigeteilt dieser Himmelskörper sei, berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau. Die Nordhalbkugel reflektiere das Licht in einer anderen Stärke als die Südhalbkugel. „Die Theorie, der zufolge ein gewaltiger Einschlag den Süden des Asteroiden erschüttert hat, wird dadurch erhärtet“, sagt Andreas Nathues vom MPS, wissenschaftlicher Leiter des Kamerateams. So weise der Süden beispielsweise auch deutlich weniger kleinere Einschlagkrater auf. Dies könne darauf hindeuten, dass die Oberfläche im Süden jünger sei und somit dem kosmischen Bombardement weniger lange ausgesetzt war.
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Die zahlreichen Krater auf der Oberfläche des Asteroiden seien ein weiterer Schlüssel zu einem tieferen Verständnis von Vestas Entwicklungsgeschichte. Denn in den Falschfarbenkarten offenbarten sich Unterschiede, die für das bloße Auge unsichtbar sind. Für die Falschfarbenkarte kombinierten die Forscher Aufnahmen, die mit unterschiedlichen Farbfiltern erstellt wurden. Da die Farbanteile des Lichts je nach Material unterschiedlich stark geschluckt oder reflektiert werden, lässt die Kombination dieser Filteraufnahmen chemische und geologische Unterschiede besonders deutlich hervortreten.
„Während einige Krater in den Karten völlig unauffällig aussehen, sind andere von einem großflächigen Kranz andersfarbigen Materials umgeben“, beschreibt Nathues. Möglicherweise stamme dieses Material von den Meteoriten selbst. Eine andere Erklärung wäre, dass dort Einschläge Material aus der Tiefe des Asteroiden an die Oberfläche geschleudert haben. In diesem Fall böten die Kranzregionen einen indirekten Blick in Vestas tiefer liegende Schichten.
Asteroid mit inneren Schichten
Vestas inneren Aufbau zu entschlüsseln, ist eines der wichtigsten Ziele der Dawn-Mission. Denn die Forscher vermuten, dass Vesta anders als alle anderen Asteroiden eine innere Schichtstruktur besitzt – ähnlich wie die Erde. „Es gibt viele Hinweise, dass Vesta in einer frühen Phase der Planetenentwicklung vor 4,5 Milliarden Jahren steckengeblieben ist“, so Nathues. Der einzigartige Körper böte somit einen Blick zurück in die Geburtsstunde des Sonnensystems.
„Zum Verständnis der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Vesta ist es notwendig, die stark ausgeprägten Farbvariationen der Oberfläche zu untersuchen, welche Rückschlüsse auf deren Zusammensetzung erlauben. Mit diesen komplexen Untersuchungen haben wir nun begonnen“, so Nathues. Dabei arbeiten die MPS-Forscher eng mit ihren Kollegen am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen, die den Asteroiden ausführlich kartographieren und 3D-Ansichten erstellen.
Geologie des Asteroiden erweis sich als überraschend komplex
„Vesta hat uns völlig überrascht: Wir hatten nicht mit einer derart komplexen Geologie gerechnet“, sagt Ralf Jaumann vom DLR. „Allein die Topographie mit Höhenunterschieden von bis zu 25 Kilometern spricht für eine gewaltige Dynamik der Oberflächengestaltung.“ Weitere Indizien für eine bewegte Vergangenheit sei die Vielfalt der Einschlagskrater, die den Asteroiden umspannenden Täler und Canyons sowie die großen Helligkeitsunterschied des Oberflächenmaterials.
„Es wird noch Anstrengung und Zeit erfordern, um die Geheimnisse von Vesta zu entschlüsseln“, sagt der DLR-Forscher. Dank der hervorragenden Daten der Dawn-Mission sei es jedoch bereits gelungen, die kartographische Voraussetzung für diese weiterführenden Untersuchung der Vesta zu schaffen.
Die Raumsonde Dawn startete im September 2007 zu ihrem ersten Ziel, dem Asteroiden Vesta. Am 16. Juli 2011 schwenkte Dawn in eine Umlaufbahn um den Asteroiden ein. Die Raumsonde wird den Himmelskörper nun etwa ein Jahr lang begleiten und dann ihr zweites Ziel, den Zwergplaneten Ceres, ansteuern. Die Ankunft ist für 2015 geplant.
(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 19.09.2011 – NPO)