Geowissen

Stadtlärm: Hannover ist am lautesten

Studie vergleicht erstmalig die Lärmbelastung deutscher Großstädte

Lärmkarte des Straßenverkehrs für Hannover. Blau: mehr als 75dB, rot: mehr als 60 dB, weiß: weniger als 55 dB © Landshauptstadt Hannover

Erstmalig hat eine wissenschaftliche Studie die lautesten und die leisesten Großstädte Deutschlands ermittelt. Das Ergebnis: Hannover ist am stärksten von Lärm belastet, in Münster ist es am ruhigsten. Verglichen wurden dafür 27 Städte mit jeweils mehr als 250.000 Einwohnern. Hauptquelle des Lärmes sind Straßen- und Schienenverkehr.

Für die Analyse hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) im Auftrag der gemeinnützigen GEERS-Stiftung die Lärmkarten der 27 deutschen Großstädte mit mehr als 250.000 Einwohnern ausgewertet. Die Karten werden seit 2007 von den Städten selbst erstellt. Das Ergebnis zeigt, welche Fläche einer Stadt über den gesamten Tag und die Nacht mit Lärm von mehr als 55 dB(A) belastet ist. Im Bezug zur Gesamtfläche einer Stadt ergibt sich so ein Ranking der Städte. Dabei hatten die Forscher Zugriff auf Daten zu Straßen-, Schienen-, Flug sowie Industrie- und Gewerbelärm und konnten auch Bereiche ermitteln, an denen sich diese Lärmarten gegenseitig überlappen. So wurden zusätzlich die lautesten Orte in einer Stadt ermittelt.

Zu den lautesten Städten gehören nach Hannover auch Frankfurt am Main, Nürnberg, Bonn und Köln Berlin folgt auf Platz 6, München auf 7, Hamburg befindet sich im Mittelfeld auf dem 13. Rang. Zu den leisesten gehören neben Münster auch Augsburg, Leipzig, Mannheim und Aachen. „In der lautesten Stadt sind fast 70 Prozent der Fläche mit einem mittleren Lärmpegel von mehr als 55 dB(A) belastet“, erklärt Philip Leistner, Stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) und der Leiter der Studie.

Den zuständigen Behörden zufolge sei oberhalb dieses Pegels Lärmschutz ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sagt der Experte. „Dies verdeutlicht das Ausmaß der Herausforderung, vor der wir stehen und die noch Generationen beschäftigen wird“, so Leistner. „Höchste Priorität sollten die kleineren urbanen Brennpunkte mit Lärmpegeln über 75 dB(A) haben. Hier sind Auswirkungen für die Betroffenen nahezu unvermeidlich.“

Straßenverkehr ist größte Lärmquelle

Die Lärmquelle mit der größten Flächenwirkung ist der Straßenverkehr, gefolgt vom Schienenverkehr. Die Gesamtfläche der durch Lärm belasteten Flächen reicht in den Städten von etwa 17 bis ca. 70 Prozent. Unterschiede zwischen den Städten resultieren dabei auch aus komplexen, über Generationen gewachsenen urbanen Strukturen. Daher gilt nicht, dass größere Städte zwangsläufig stärker lärmbelastet sind.

„Die Studie zeigt, wie stark Großstädte und damit auch die Menschen in diesen Städten von Lärm belastet sind. Einige Städte sind dabei ruhiger als andere, da sie scheinbar viele ‚Rückzugsgebiete‘ bieten, in denen sich Menschen vom Lärm erholen können“, sagt Gottfried Diller, Vorstandsvorsitzender der GEERS-Stiftung. „Maßnahmen, die zum Erhalt und zum Ausbau solcher Bereiche führen, könnten auch in lauteren Städten einen positiven Beitrag zu mehr Hörkultur leisten.“

Mit der Studie möchte die GEERS-Stiftung für das Thema Lärm in Städten sensibilisieren und zur Diskussion anregen. „Dazu gehört, dass Menschen sich bewusst mit dem Hören auseinandersetzen. So wollen wir durch eine bessere Hörkultur erreichen, dass sich Mensch bewusst vor Lärm jeglicher Art und den damit verbundenen negativen Auswirkungen schützen“, sagte Diller anlässlich der Veröffentlichung der Studie.

(Pädagogische Hochschule Heidelberg, 21.09.2011 – DLO)

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