Paläontologie

Älteste Dino-Kinderstube entdeckt

190 Millionen Jahre alte Eier und Jungtiere geben einzigartigen Einblick in das Fortpflanzungsverhalten

Diese Zeichnung zeigt, wie das Nest der Massospondylus-Dinosaurier vor 190 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte, im Vordergrund erkennbar die rund sechs bis sieben Zentimeter großen Eier und ein gerade schlüpfendes Jungtier. © Artwork by Julius Csotonyi

In Südafrika haben Forscher die bisher ältesten Gemeinschafts-Nester von Dinosauriern entdeckt: In einer Steinplatte stießen sie auf gleich zehn dicht beieinander liegende Nester mit jeweils bis zu 34 fossilen Eiern und bereits geschlüpften Jungtieren. Die Nester sind 190 Millionen Jahre alt und damit 100 Millionen Jahre älter als bisherige Nestfunde. Angelegt wurden sie von rund sechs Meter großen, langhalsigen Massospondylus- Dinosauriern, einer im Zeitalter des Jura verbreiteten frühen Sauriergruppe.

Die Anordnung der Nester deute darauf hin, dass mehrere Dinosaurierweibchen ihre Eier dort gemeinsam abgelegt und versorgt hätten, berichten die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Wahrscheinlich seien die Weibchen zudem immer wieder zu diesen Nestern zurückgekehrt.

In den Nestern entdeckten die Forscher auch mehrere Fußspuren von etwas größeren Jungtieren. An ihnen erkenne man, dass die Jungdinosaurier mindestens so lange im Nest blieben, bis sie doppelt so groß waren wie beim Schlupf, sagen die Wissenschaftler. Einen Abdruck eines Vorderfußes – quasi einer Hand – werten sie als Zeichen dafür, dass die Jungtiere noch vorwiegend auf allen Vieren liefen. Die erwachsenen Massospondylus-Dinosaurier gingen im Gegensatz dazu meist nur noch auf ihren Hinterbeinen.

Nahansicht des fossilen Eis eines Massospondylus- Dinosauriers mit deutlich erkennbarem Skelett des Embryos darin; der Kopf des Jungtieres (rechts) wurde erst nach dessen Tod durch die Eihülle gedrückt. © Photo by D. Scott

Wertvoller Einblick in die Kinderstube früher Dinosaurier

„Obwohl wir bereits viele Dinosaurierfossilien gefunden haben, besitzen wir nur sehr wenig Information über ihre Fortpflanzungsbiologie“, sagt Mitautor David Evans vom Royal Ontario Museum in Toronto. Das gelte besonders für die frühen Dinosaurier des Jura-Jura.

Die erstaunliche Reihe von 190 Millionen Jahre alten Nestern gebe nun erstmals einen detaillierten Einblick in die Fortpflanzung dieser Tiergruppe. „Der Fund dokumentiert, dass viele Niststrategien, die bisher nur von später lebenden Dinosauriern bekannt waren, bereits zu dieser frühen Phase in der Evolution dieser Tiergruppe existierten“, sagt Evans.

Straßenbau enthüllte Gesteinsschicht mit Nestern

Entdeckt haben die Forscher die Fossilien in Sedimentgestein des Golden Gate Highlands National Park in Südafrika. In dieser Gegend sind bereits zuvor die ältesten bekannten Embryos der Massospondylus-Dinosaurier gefunden worden. Eier, Embryos und Nester lagen in einer Gesteinsschicht, die durch den Bau einer Straße auf 25 Metern Länge freigelegt worden war.

„Wenn wir schon in diesem kurzen Stück zehn Nester gefunden haben, gibt es in diesem Kliff wahrscheinlich noch viel mehr davon“, sagt Erstautor Robert Reisz von der University of Toronto in Mississauga. Noch seien sie unter Tonnen von Gestein begraben. Doch die Forscher gehen davon aus, dass im Laufe der Zeit durch die Verwitterung des Gesteins noch weitere Nester freigelegt werden könnten. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2012)

(Proceedings of the National Academy of Sciences / dapd, 25.01.2012 – NPO)

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