Biologie

Pythons gefährden Säugetiere der Everglades

Eingeschleppte Würgeschlangen haben einst häufige Tierarten drastisch dezimiert

Eine nach Südflorida eingeschleppte Burmesische Python kämpft mit einem Alligator; die Würgeschlange kann kleinere Alligatoren durchaus besiegen und fressen. © USGS/Lori Oberhofer, National Park Service

Nach Florida eingeschleppte Pythonschlangen haben die Säugetiere des Everglades-Nationalparks bereits dramatisch dezimiert. Die rund fünf Meter langen Würgeschlangen haben sich seit dem Jahr 2000 in den Sümpfen Floridas explosionsartig vermehrt. Viele einst häufige Säugetiere wie Kaninchen, Wachbären und Opossums, aber auch seltenere, geschützte Arten, sind seither im Nationalpark kaum mehr zu finden. Das zeitliche und räumliche Zusammentreffen von Pythonvermehrung und Säugetierschwund deute darauf hin, dass die eingeschleppten Schlangen dafür verantwortlich seien, berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

„Invasive Arten stellen eine der bedeutendsten Bedrohungen für die globale Artenvielfalt und die Ökosysteme dar“, schreiben Michael Dorcas vom Davidson College in North Carolina und seine Kollegen. Vor allem eingeschleppte oder eingewanderte Reptilien erwiesen sich heute zunehmend als problematisch. Die meist räuberischen Tiere vermehren sich schnell und üben einen starken Jagddruck auf einheimische Beutetiere aus. Seit sich die ursprünglich in Südostasien beheimateten Burmesischen Pythons vor elf Jahren in Südflorida etablierten, haben sie sich dort über tausende von Quadratkilometern ausgebreitet. Welche Folgen diese Invasion der Pythons auf die Tierwelt Floridas hat, war bislang aber unklar.

Die Wissenschaftler hatten sowohl in den 1990er Jahren als auch zwischen 2003 und 2011 nächtliche Beobachtungsfahrten durch das Everglades-Gebiet durchgeführt. Gegenüber der Zeit vor Ausbreitung der Schlangen sei die Häufigkeit von Waschbären, Opossums, Luchsen und Füchsen nach 2003 um bis zu 99 Prozent zurückgegangen, berichten die Forscher. Kaninchen und Füchse habe man im Verbreitungsgebiet der Pythons überhaupt nicht mehr gesichtet.

Ein Forscher hebt eine nach Südflorida eingeschleppte Burmesische Python aus ihrem Nest; im Boden sind die eingegrabenen weißlichen-bräunlichen Schlangeneier zu erkennen. © USGS/Jemeema Carrigan, University of Florida

Auch seltene und gefährdete Tierarten bedroht

„Dieser starke Rückgang von einst häufigen Säugetieren ist ein schlechtes Omen für den Artenschutz“, warnen die Wissenschaftler. Denn er deute darauf hin, dass auch seltene und schwer zu beobachtende Tierarten bereits stark dezimiert sein könnten. Der drastische Einbruch der Säugetierpopulationen unterstreiche, wie unglaublich stark sich die Schlangen bereits vermehrt hätten.

Bekannt ist, dass die Würgeschlangen in ihrer neuen Heimat mehr als 40 verschiedene Beutetierarten fressen. Neben mittelgroßen Säugetieren gehören auch die in den Everglades-Sümpfen häufigen Alligatoren zu ihrem Beutespektrum. Auch vom Aussterben bedrohte Arten wie der Waldstorch oder die Key Largo Buschratte seien schon Opfer von Pythons geworden, sagen die Forscher.

Der Rückgang der Säugetiere stimmte auch räumlich mit der Verbreitung der Schlangen überein, stellten die Wissenschaftler fest: Überall dort, wo die Pythons bisher nur vereinzelt vorkamen, waren die Säugetierzahlen noch nicht ganz so stark gesunken. Nur in Python-freien Gebieten aber waren Waschbären und Opossum noch so häufig wie früher. (PNAS, 2012; doi:10.1073/pnas.1115226109)

(PNAS, 31.01.2012 – NPO)

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