Unter Ecstasy lassen sich Gesichtsausdrücke besser deuten – allerdings nur die positiven Emotionen. Das zeigt eine Studie, bei der die Testpersonen die Gefühlslage von anderen interpretieren mussten. Probanden, die unter dem Einfluss von Ecstasy standen, konnten freundliche Emotionen überdurchschnittlich gut erkennen, hatten aber Mühe, einen feindseligen Blick richtig zu deuten.
Ecstasy entfaltet eine emotionale innere Wirkung und verstärkt die eigene Gefühle und Gedanken. Das macht das Amphetaminderivat zu einer verbreiteten Partydroge. Gleichzeitig führt der Wirkstoff MDMA (3,4-Methylendioxymethamphetamin) zu einer veränderten Wahrnehmung und beeinflusst die Verarbeitung von sozialen Signalen. Frühere Studien hatten gezeigt, dass das Hormon Oxytocin die Wahrnehmung von Gefühlen verbessert. In einer Studie untersuchten nun Forscher von Universität und Universitätsspital Basel, wie sich die Einnahme von Ecstasy auf die kognitive Empathie und den Oxytocinspiegel auswirkt.
Schau mir in die Augen
Die Fähigkeit, unter Ecstasy komplexe Emotionen erkennen zu können, testeten die Pharmakologen mithilfe des „Reading the Mind in the Eyes“-Test. Dabei versuchen die Probanden, anhand des Fotos einer Augenpartie den mentalen Zustand des Gegenübers zu erkennen. Der Test besteht aus einer Folge von 36 Augenpaaren, die jeweils eine unterschiedliche Gefühlslage ausdrücken. Zusammen mit jedem Bild werden den Testpersonen vier mögliche Emotionen vorgeschlagen, von denen aber nur eine richtig ist.
In der Basler Studie führten je 24 Männer und Frauen an zwei Tagen den Test durch – einmal nach der Einnahme von 125 Milligramm reinem MDMA und einmal nach der Einnahme eines Placebos. Während die Probanden mit oder ohne MDMA neutrale Mienen gleich gut einordnen konnten, zeigten sich beim Erkennen von positiven und negativen Emotionen aber deutliche Unterschiede. Unter dem Einfluss von MDMA erkannten die Probanden ein freundliches oder interessiertes Gesicht überdurchschnittlich gut. Sie hatte aber Mühe, einen misstrauischen oder herausfordernden Gesichtsausdruck richtig zu deuten.
Insgesamt gesehen erzielt die Versuchspersonen unter dem Einfluss von MDMA aber keine besseren Resultate, was bedeutet, dass der Wirkstoff die Empathie nicht grundsätzlich steigert. Wer unter Ecstasy steht, scheint die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen“, erläutert Erstautor Cédric Hysek. „Unter dem Einfluss von MDMA sind Personen weniger in der Lage, feindselige Blicke zu erkennen, was mit bestimmten Risiken verbunden ist.“ Da die Forscher im Blut der Probanden unter MDMA-Einfluss einen erhöhten Oxytocin-Spiegel feststellten, vermuten sie, dass die beschriebene sozioemotionale Wirkung von Ecstasy mit dem Hormon zusammenhängt. (Psychopharmacology 2012; doi: 10.1007/s00213-012-2645-9)
(Universität Basel, 14.08.2012 – NPO)