Die in antibakteriellen Seifen und anderen Konsumprodukten enthaltene Chemikalie Triclosan kann die Muskelfunktion drastisch beeinträchtigen. Darauf deuten Versuche US-amerikanischer Forscher mit Mäusen, Fischen und Zellkulturen hin. Schon nach Einnahme einer einzigen Dosis Triclosan sei die Herzleistung bei den Mäusen um 25 Prozent abgesunken. Die Tiere hätten zudem 18 Prozent weniger Kraft in den Pfoten gehabt als zuvor, berichten die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Versuche mit Muskelzellen zeigten, dass die Chemikalie die Kommunikation zwischen zwei Eiweißen eines wichtigen Ionenkanals stört und dadurch den Muskel schwächt.
Dieses Ergebnis sei überraschend, denn Triclosan sei weit verbreitet und bereits ausgiebig auf seine Giftigkeit hin getestet worden. Die neuen Ergebnisse belegten nun aber, dass Triclosan sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt schädlich sein könne, warnen die Wissenschaftler. „Triclosan findet sich heute in nahezu jedem Haushalt und ist auch in der Umwelt verbreitet“, erklärt Studienleiter Isaac Pessah von der University of California in Davis. Es sei in antibakteriellen Pflegeprodukten wie Seifen, Deodorants, Mundspülungen und Zahnpasta, aber auch in Matratzen, Textilien, Müllbeuteln oder sogar Spielzeug enthalten. Die chemisch auch als 5-Chlor-2-(2,4-dichlorphenoxy)-phenol bezeichnete Substanz wirkt desinfizierend und hemmt das Bakterienwachstum.
Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) findet sich Triclosan auch in Deutschland in Konsumartikeln. Lediglich in Lebensmitteln und Materialien, die direkt mit Nahrung in Berührung kommen, darf es europaweit seit 2010 nicht mehr eingesetzt werden. Auf eine Anfrage der dapd zu den aktuellen Studienergebnissen und ihrer Bedeutung wollte sich das Bundesinstitut jedoch zunächst nicht äußern.
Spuren des Triclosans habe man bereits im Blut und in der Muttermilch von Menschen nachgewiesen, aber auch in Gewässern und Fischen. Wie die Forscher berichten, gab es bereits erste Hinweise darauf, dass Triclosan bestimmte Andockstellen hemmt, die auch auf der Oberfläche von Muskelzellen sitzen. Welche Folgen dies für die Muskelfunktion hat, habe man aber erst jetzt erstmals untersucht.