Ein internationales Astronomenteam hat erstmals zwei Planeten entdeckt, die um einen Doppelstern kreisen. Das neu entdeckte Planetensystem Kepler-47 liegt 5.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Cygnus – Schwan. Es besteht aus einem sonnenähnlichen und einem kleineren, lichtschwächeren Stern, sowie aus zwei Planeten in Umlaufbahnen um diese beiden Sterne. Die Entdeckung dieses Systems zeige, dass auch ein Sternpaar von mehreren Planeten umgeben sein könne – und sogar lebensfreundliche Bedingungen bieten, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science“. Denn der äußere der beiden Himmelskörper, ein Gasplanet so groß wie der Uranus, liege genau in der sogenannten habitablen Zone – der Zone, innerhalb der flüssiges Wasser und damit potenziell auch Leben auf einem Planeten möglich sei.
Nach Ansicht der Forscher ist es zwar unwahrscheinlich, dass auf dem Kepler-47c getauften Gasplaneten Leben existiert. „Wenn sich aber herausstellen sollte, dass er große Monde besitzt, wären dies sehr interessante Welten, die man erforschen könnte“, schreiben Jerome Orosz von der San Diego State University und seine Kollegen. Der innere Planet des neu entdeckten Systems liege dagegen zu nah an den Zentralsternen, um lebensfreundliche Beedingungen zu bieten. Er sei nur drei Mal so groß wie die Erde und damit der bisher kleinste bekannte Planet eines Doppelsternsystems.
„Diese Planeten ähneln denen in unserem Sonnensystem, nur dass sie um zwei Sonnen statt einer kreisen“, sagt Joshua Carter vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, einer der Autoren. Das belege, dass Planetensysteme mit mehreren Planeten auch in der turbulenten Umgebung von Doppelsternen entstehen könnten. Zuvor hatten die Astronomen erst vier einzelne Planeten um solche Sternpaare nachgewiesen.
Lichtschwankungen der Sterne verrieten die Planeten
Entdeckt hatten die Forscher die beiden Planeten mit Hilfe des Weltraumteleskops Kepler. Die beiden Himmelskörper verrieten sich dadurch, dass sie bei jedem Vorüberziehen vor ihren Zentralsternen deren Licht ein wenig abdimmten. Der Lichtverlust habe bei dem inneren Planet, Kepler-47b, nur 0,08 Prozent betragen, berichten die Astronomen. Beim etwas größeren Planeten Kepler-47c seien es 0,2 Prozent gewesen.
Aus den Messdaten schließen die Forscher, dass der äußere Planet vermutlich so groß ist wie der Uranus in unserem Sonnensystem und die 16- bis 23-fache Masse der Erde besitzt. Er benötigt für einen Umlauf um die beiden Zentralsterne 303 Tage. Damit sei er der am weitesten von einem Stern entfernte Planet, der über die Lichtschwankungen seines Sterns, die sogenannte Transitmethode, gefunden worden sei, sagen die Astronomen. Der kleinere innere Planet habe wahrscheinlich die sieben- bis zehnfache Masse der Erde und umkreise seine Zentralsterne einmal alle 49,5 Tage.
Die Forscher vermuten, dass beide Planeten einst viel weiter außen entstanden sind und dann durch Wechselwirkungen mit den beiden Sternen und ihrer turbulenten Umgebung im Laufe der Zeit weiter nach innen gewandert sind. „Denn im Gegensatz zu einem einzelnen Stern ist die Umgebung eines Doppelsterns sehr viel dynamischer und beeinflusst daher auch die Planetenbahnen stärker“, schreiben Orosz und seine Kollegen. (doi: 10.1126/science.1228380)
(Science, 29.08.2012 – NPO)