Heißer Tee hat jetzt Hochsaison. Das wohlschmeckende Heißgetränk wärmt aber nicht nur, es fördert auch die Gesundheit: Menschen, die regelmäßig Tee trinken, erkranken seltener an Osteoporose, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Leiden. Dies haben epidemiologische Studien ergeben. Warum dies so ist, war bislang jedoch ungeklärt. Forscher der Jacobs University Bremen konnten nun erstmals zeigen, dass es molekularbiologische Wechselwirkungen zwischen bestimmten Tee-Inhaltsstoffen und der menschlichen DNA gibt. Diese seien für die positiven Auswirkungen des Tees verantwortlich, erklären sie im Fachmagazin „Food & Function“.
Ob schwarz oder grün, ob morgens oder abends – Mediziner und Lebensmittelforscher wissen schon seit langem, dass der Genuss von Tee nicht nur eine Frage des Geschmacks ist, sondern sich auch für die Gesundheit auszahlt. Bislang ging man davon aus, dass diese gesundheitsfördernde Wirkung vor allem auf die antioxidative Wirkung von sogenannten Polyphenolen zurückzuführen ist. Diese natürlichen Substanzen machen 70 Prozent der Trockenmasse einer Tasse Tee aus und treten in schwarzem Tee mit bis zu 30.000 unterschiedlichen Verbindungen auf. Antioxidantien beugen Gewebeschädigungen vor, indem sie sogenannte Freie Radikale, aggressive chemische Verbindungen, die durch negative Umwelteinflüsse entstehen, unschädlich machen.
Jüngere Untersuchungen der letzten fünf Jahre konnten jedoch überzeugend zeigen, dass die gesundheitsfördernde Wirkung von Tee-Polyphenolen nicht in erster Linie auf ihre antioxidative Wirkung zurückzuführen ist. Daher blieb der genaue Wirkmechanismus für die positiven Gesundheitseffekte dieser teetypischen Pflanzenstoffe bislang ungeklärt. Es gab allerdings Beobachtungen, nach denen sich die Tee-Polyphenole vor allem in den Zellkernen anreichern. Was sie dort allerdings bewirken, hat das Bremer Forscherteam um Nikolai Kuhnert nun erstmals genauer untersucht.
Tee-Inhaltsstoffe stabilisieren Telomere
Die Wissenschaftler untersuchten mit Hilfe verschiedener Spektroskopie-Verfahren, ob und wie einzelne Polyphenol-Moleküle mit der Zellkern-DNA interagieren. Sie fanden Hinweise darauf, dass die positive Wirkung der Tee-Polyphenole vermutlich auf molekularbiologischen Wechselwirkungen mit dem Erbgut beruht. Die Analysen zeigten, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole, Epigallocatechingallat aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee, besonders oft Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen eingehen, die am Ende von Chromosomen sitzen. Diese auch „Telomer“ genannten DNA-Teilbereiche sind wesentlich verantwortlich für die Stabilität der Chromosomen und schützen diese vor dem Zerfall.