Als der Wolf zum Haushund wurde, änderten sich auch einige seiner Gene. Welche, haben jetzt schwedische Forscher rekonstruiert und dabei Interessantes entdeckt: Der frisch domestizierte Hund entwickelte demnach die Fähigkeit, nun auch stärkehaltige Nahrung verdauen zu können. So konnte er sich an den in den frühen Siedlungen herumliegenden Nahrungsresten gütlich tun, ohne Bauchgrimmen befürchten zu müssen. Aber auch einige Gene für Gehirn und Verhalten wandelten sich auf dem Weg vom Wolf zum Hund, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Vor rund 12.000 Jahren begann der Hund, der beste Freund des Menschen zu werden. Aus dieser Zeit stammen Gräber, in denen Menschen offenbar gemeinsam mit Hunden bestattet wurden. Auch Genanalysen deuten darauf hin, dass der Schritt vom Wolf zum domestizierten Haushund um diese Zeit im Mittleren Osten oder in Asien stattfand. Damit fällt seine Domestikation etwa in die Zeit, als der Mensch sesshaft wurde und begann, gezielt Pflanzen als Nahrung anzubauen. Was genau sich aber auf dem Weg vom Wolf zu Hund zutrug, ist unbekannt.
Wie wurde der Hund zum Hund?
„Es ist unklar, wie und warum die Hunde domestiziert wurden“, erklärt Erstautor Erik Axelsson von der Uppsala Universität. Menschen könnten Wolfswelpen gefangen und die gezähmten Wölfe dann als Jagdhelfer poder Wächter eingesetzt haben. Möglich wäre aber auch, dass sich die Wölfe freiwillig den Menschen näherten – beispielsweise um sich an Abfallhaufen in den Siedlungen gütlich zu tun. Unklar war aber auch, welche genetischen Anpassungen den Hund erst zum Hund machten. Diese Lücke haben nun Axelsson und seine Kollegen geschlossen. Denn sie untersuchten erstmals umfassend, worin sich das Erbgut von Wolf und Hund unterscheidet.
Für ihre Studie verglichen die Forscher das komplette Genom von zwölf Wölfen mit dem von 60 Hunden verschiedener Rassen. Insgesamt identifizierten sie dabei 3,8 Millionen Genvarianten. Unter diesen machten sie 36 Genbereiche aus, die sich auf dem Weg vom Wolf zum Hund verändert haben. Darunter waren auch zehn Erbgutabschnitte, die es den Hunden im Laufe ihrer Domestikation ermöglichten, Stärke immer besser und schneller zu verdauen. Vor allem drei Enzyme, die fürs Spalten und Umwandeln von Stärke notwendig sind, kommen beim Hund in deutlich größeren Mengen und mit höherer Aktivität vor als beim Wolf.
Vom Jäger zum Abfallschnorrer?
„Dies deutet darauf hin, dass die Anpassung der Fleischfresser an eine stärkehaltige Nahrung ein entscheidender Schritt in der frühen Domestikation der Hunde gewesen sein könnte“, berichten die Wissenschaftler. Dies sei gleichzeitig ein bemerkenswertes Beispiel für eine parallele Evolution. Denn auch der Mensch habe etwa zu dieser Zeit – mit Beginn der Sesshaftigkeit – gelernt, zunehmend stärkehaltigere Nahrung wie das von ihm angebaute Getreide zu verdauen.
Im Erbgut der Hunde entdeckten die Forscher aber auch Spuren eines Wandels in Genen, die die Hirnfunktion und die ntwicklung der Nervensystems steuern. Diese könnten die Verhaltensänderungen erklären, die mit der Domestikation der Hunde einher gingen. Dass sich die frühen Hunde zudem körperlich veränderten, könnte nach Ansicht der Forscher ebenfalls auf die für die Entwicklung zuständigen Gene zurückgehen. (Nature, 20132;doi: 10.1038/nature11837)
(Nature, 24.01.2013 – NPO/ILB)