Großstädte verändern nicht nur das lokale Klima, ihre Wirkung beeinflusst sogar das Klima ganzer Kontinente. Denn die von Heizungen, dem Verkehr und unzähligen Geräten und Maschinen produzierte Wärme steigt über den Ballungsräumen auf und verändert den Verlauf der dort verlaufende Atmosphärenströmungen. Das zeigt eine Studie US-amerikanischer Forscher. Dieser zuvor unbekannte Effekt könnte erklären, warum Nordamerika und weite Teile des nördlichen Eurasiens vor allem im Winter um rund ein Grad wärmer sind als es globale Klimamodelle vorhersagen – denn die Modelle berücksichtigen diesen Stadteffekt bisher nicht, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berrichten.
Gerade jetzt im Winter sind Städte und Ballungsräume echte Wärmeinseln: Unsere Heizungen, der Verkehr und die auf Hochtouren laufenden Kraftwerke strahlen Hitze ab und machen die Luft in der Stadt messbar wärmer als auf dem Land. „In großen Ballungszentren mit Millionen von Einwohnern wird jeden Tag eine enorme Menge an Energie verbraucht“, erklären Guang Zhang von der University of California in San Diego und seine Kollegen. Vom Heizen der Gebäude, über die Beleuchtung bis hin zum Verkehr und unzähligen Geräten und Maschinen – all dies erzeuge entweder direkt oder indirekt – über die Kraftwerke – Abwärme.
Ballungsräume verbrauchen fast die Hälfte der Energie
Besonders ausgeprägt ist dies auf der dicht besiedelten und hochindustrialisierten Nordhalbkugel: Fast die Hälfte des gesamten Weltenergieverbrauchs – 6,7 Terawatt – gehen auf das Konto von 86 dort liegenden Ballungsräumen, berichten die Forscher. Ob die Wärmeemission dieser Städte über das Lokale hinaus einen Klimaeffekt hat, wurde bisher jedoch nicht untersucht. Auch gängige Klimamodellen berücksichtigten dies bisher nicht, sagen die Wissenschaftler. Umgekehrt aber weicht die in einigen Regionen gemessene Temperaturentwicklung aus bisher ungeklärten Gründen leicht von den Modellvorhersagen ab. Vor allem Nordamerika und Nordasien sind im Winter wärmer als sie es den Simulationen nach sein dürften. Gibt es da womöglich einen Zusammenhang?
Dieser Frage sind Zhang und seine Kollegen in ihrer Studie nun nachgegangen. Sie ergänzten ein globales Klimamodell mit Daten zum Energieverbrauch und der dadurch erzeugten Abwärme für 86 Ballungszentren der Nordhalbkugel und verglichen anschließend die Simulationen mit und ohne diesen Effekt. Das Ergebnis: Auf globaler Ebene machte es kaum einen Unterschied, ob der Hitzeeffekt der Städte mit aufgenommen wurde oder nicht. „Auf das Jahr gesehen unterschieden sich die Temperaturen nur um 0,01 Grad“, berichten die Forscher.