Astronomie

Unser Sonnensystem hat neue Nachbarn

Astronomen entdecken Doppelsystem aus Braunen Zwergen in nur 6,5 Lichtjahren Entfernung

So könnten die beiden Braunen Zwerge von WISE J104915.57-531906 aussehen. Im Hintergrund ist die Sonne zu sehen. © Janella Williams

Unser Sonnensystem hat einen neuen Nachbarn bekommen: Astronomen haben ein Paar Brauner Zwerge entdeckt, die nur 6,5 Lichtjahre von uns entfernt sind. Sie sind damit nach dem Doppelstern Alpha und Proxima Centauri und Barnards Stern das drittnächste Sternsystem in unserer kosmischen Umgebung. Entdeckt wurden die dunklen, sehr kühlen „Beinahe-Sterne“ in den Daten des Infrarotteleskops WISE. Es sei das erste Mal seit fast hundert Jahren, das man ein so nahes Sternsystem finde, berichten die Forscher im Fachmagazin „Astrophysical Journal Letters“.

Bisher kannte man nur zwei unmittelbare Nachbarn unseres Sonnensystems: Mit 4,4 und 4,2 Lichtjahren am nächsten liegt uns ein Sternsystem aus dem hellen Doppelstern Alpha Centauri und dem nur schwach orange leuchtenden Roten Zwerg Proxima Centauri. Sichtbar ist dieses System am Südhimmel im Sternbild Zentaur. Mit sechs Lichtjahren etwas weiter von uns entfernt liegt Barnards Stern, ebenfalls ein Roter Zwerg. Er bewegt sich extrem schnell über den Himmel und nähert sich dabei allmählich unserer Sonne immer weiter an. In rund 10.000 Jahren, so prognostizieren Astronomen, wird er nur noch 3,8 Lichtjahre von uns entfernt sein und damit unser nächster Nachbar.

Schneller Infrarotpunkt im Weltall

Jetzt erhält unsere komische Nachbarschaft Zuwachs: Nur 0,5 Lichtjahre weiter entfernt als Barnards Stern haben Astronomen ein weiteres Objekt entdeckt, das sich bei näherer Beobachtung als Doppelsystem aus zwei Braunen Zwergen entpuppte. Braune Zwerge sind „gescheiterte Sterne“: Sie sind nicht massereich genug, um in ihrem Inneren eine Kernfusion zu starten und auf Dauer zu erhalten. Diese jedoch ist es, die den Sternen als Energiequelle dient und sie leuchten lässt. Braune Zwerge leuchten daher im sichtbaren Licht nicht und sind nur an ihrer schwachen Infrarotstrahlung zu erkennen.

Die der Sonne am nächsten stehenden Sternsysteme auf einen Blick © Janella Williams

Entdeckt haben die Astronomen die beiden Braunen Zwerge durch einen Vergleich von Aufnahmen des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) -Satelliten aus 13 Monaten. Dieses Observatorium kann das schwache Infrarotsignal von Braunen Zwerge sichtbar machen und visiert jede Stelle des Himmels im Laufe einer Durchmusterung zwei bis drei Mal an. „Beim Vergleich der Aufnahmen konnte ich sehen, dass sich dieses System sehr schnell über den Himmel bewegte“, erklärt der Entdecker des Systems, Kevin Luhman von der Penn State University in University Park. „Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass es uns sehr nahe ist.“

Drittnächster Nachbar der Sonne

Aufmerksam geworden, durchsuchte der Forscher nun auch die Aufnahmen anderer Infrarotteleskope nach Spuren dieses unbekannten Objekts und wurde fündig. In Aufnahmen von 1978 bis 1999 tauchte das Infrarotpünktchen immer wieder auf. Aus den Bewegungen des Objekts vor dem Sternenhintergrund konnte Luhmann auf dessen Entfernung schließen: „Die Entfernung zu diesem Doppelsystem aus Braunen Zwergen beträgt nur 6,5 Lichtjahre – das ist so nah, dass die im Jahr 2006 ausgestrahlten Fernsehsendungen dort bereits zu empfangen wären“, sagt Luhman. Damit ist das das „WISE J104915.57-531906“ getaufte System das drittnächste in unserer Nachbarschaft.

Aufnahme von WISE und im Ausschnitt das schärfere Bild des Gemini-Teleskops © NASA/JPL/Gemini Observatory/AURA/NSF

Eine Analyse des von dem Objekt abgestrahlten Lichtspektrums mit Hilfe des Gemini South Teleskops in Chile enthüllte zudem, dass es sich um einen Braunen Zwerg handeln musste. „Und als unerwarteten Bonus zeigten die Aufnahmen des Gemini-Teleskops, dass es sich nur ein, sondern gleich zwei sich umkreisende Braune Zwerge waren“, so Luhmann. Noch sei nicht bekannt, ob die beiden Braunen Zwerge möglicherweise auch von Planeten umgeben sind. Das müssen weitere Beobachtungen erst zeigen. Theoretisch aber gehört dieses Doppelsystem nun auch zu den Zielen, die die Menschheit in ferner Zukunft möglicherweise einmal besuchen wird.

(NASA, 12.03.2013 – NPO)

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