Technik

Wir haben Mitleid auch mit Robotern

Beobachtung von Roboter oder Mensch aktiviert gleiche Hirnareale

Roboter - wir leiden mit, wenn er misshandelt wird © Gnsin / CC-by-sa 3.0

Roboter sind auch nur Menschen – jedenfalls wenn es darum geht, mit ihnen mitzufühlen. Sehen wir einen Roboter, der gut oder schlecht behandelt wird, löst dies bei uns ähnliche Gefühle aus, als wenn wir einen Menchen in dieser Lage sehen. Wir neigen dazu, die Maschine zu vermenschlichen. Und auch im Gehirn werden dabei die gleichen Areale aktiv, wie ein Experiment Duisburger Forscher jetzt zeigt. Das liefere wertvolle Hinweise auch darauf, wie Haushalts- oder Pflegeroboter beschaffen sein müssen, damit sie von ihren Nutzern dauerhaft akzeptiert werden, so die Forscher auf der Jahrestagung der International Communication Association in London.

Ob R2D2 und C3PO im „Krieg der Sterne“ oder der Android Data in Star Trek – zumindest im Film zeigen Roboter längst menschenähnliche Züge. Und auch ihre menschlichen Partner kommunizieren mit ihnen wie mit einem Mitmenschen und bilden enge Beziehungen zu ihnen aus und trauern um sie, wenn sie verloren gehen oder zerstört werden. Aber wie sieht es damit in Realität aus? Sehen auch wir in Robotern trotz ihrer Maschinennatur unwillkürlich ein lebendes Wesen und schreiben wir ihnen Gefühle ähnlich den unsrigen zu? Genau diese Frage haben Astrid Rosenthal-von der Pütten von der Universität Duisburg-Essen und ihre Kollegen nun in zwei Experimenten genauer untersucht.

Im ersten Versuch zeigten die Forscher 40 Probanden zwei Videos, in denen ein kleiner, Dinosaurier-ähnlich aussehender Roboter entweder gut oder aber schlecht von seinen Mitakteuren behandelt wurde. Während der Filmsitzung maßen die Wissenschaftler anhand von Puls und Blutdruck die physiologische Aufregung der Teilnehmer, nach Ende jedes Films wurden sie zudem ausführlich über ihre Gefühle und ihre emotionale Befindlichkeit befragt. Das Ergebnis: Die meisten Probanden fühlten sich schlecht dabei, den Roboter leiden zu sehen. Davon zeugte auch ihre physiologische Reaktion, die typische Anzeichen für Stress zeigte, wie die Forscher berichten.

Aktivierungsmuster im Gehirn ähnlich

An die Basis dieses Verhaltens ging es dann im zweiten Experiment: 14 Probanden sahen erneut Videos, in denen ein Mensch, ein Roboter oder ein unbewegtes Objekt jeweils gut oder schlecht behandelt wurden. Dabei lagen sie in der Röhre eines funktionellen Magnetresonanztomografen (fMRT), der ihre Hirnaktivität aufzeichnete. Wie die Forscher berichten, war das Muster der neuronalen Aktivität sehr ähnlich, wenn im Video ein Roboter oder ein Mensch gut behandelt wurden. Dabei leuchteten jeweils Strukturen im Limbischen System auf, dem Bereich, in dem Gefühle verarbeitet werden. Das unbewegte Objekt löste dagegen diese Reaktion nicht aus.

Auch die Videos, in denen Roboter oder Mensch misshandelt oder missachtet wurden, riefen deutliche Reaktionen im Gehirn hervor. Allerdings gab es dabei dann doch graduelle Unterschiede: Sahen die Probanden einen Menschen, der misshandelt wurde, fühlten sie dann doch noch stärker mit ihm mit als mit dem Roboter in der gleichen Situation. Nach Ansicht der Forscher können solche Studien dazu beitragen, die Interaktion zwischen Mensch und Roboter besser zu verstehen. Und auch, zukünftig Roboter zu designen, die eine menschenähnliche Interaktion erleichtern.

„Ein Ziel der gegenwärtigen Roboterforschung ist es, einen Roboter zu entwickeln, der eine langfristige Beziehung zu seinem Nutzer aufbaut“, erklärt Rosenthal-von der Pütten. Denn Haushalts- oder Pflegeroboter sollen älteren oder behinderten Menschen im Alltag beistehen und einen selbstverständlichen Teil ihrer häuslichen Umgebung bilden. Dafür sei es wichtig, dass die Nutzer „ihren“ Roboter auch auf Dauer akzeptierten und einsetzten. Das erreiche man am besten, indem man ihm humane Züge verleihe, so die Forscher.

(International Communication Association, 23.04.2013 – NPO)

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