Umwelt

Etikettenschwindel: Olivenöle falsch deklariert

Nicht überall, wo "extra vergine" draufsteht, ist es auch drin

Olivenöl © SXC

Mehrere Olivenöle im deutschen Handel verfehlen die gesetzlichen Qualitätsstandards. Das haben Tests des NDR-Verbrauchermagazins „Markt“ ergeben. Stichprobenartig wurden dafür gängige Olivenöle aus deutschen Supermärkten und Discountern analysiert. Das Ergebnis: Ein Drittel der getesteten Öle erfüllte die Kriterien nicht und hätte nicht unter der Bezeichnung „extra vergine“ verkauft werden dürfen. Unter den im Test Durchgefallenen waren auch Öle von Bio-Marken.

Im Auftrag von „Markt“ haben zwei unabhängige Expertengremien in Deutschland und Portugal die Olivenöle getestet. Bei den Testern handelt es sich um staatlich anerkannte Sachverständige.

Dabei wurden nur Öle mit der Bezeichnung „extra vergine“ ausgewählt. „Extra vergine“ steht laut EU-Olivenölverordnung für ein fehlerfreies und qualitativ besonders hochwertiges Öl.

Ranziger Geschmack und falsch etikettiert

Sowohl in den Laboruntersuchungen als auch bei sensorischen Prüfungen wurde jedoch festgestellt, dass ein Drittel der vermeintlich hochwertigen Olivenöle die Anforderungen nicht erfüllt. Sie schmeckten zum Teil ranzig und alt. Die Prüfer bescheinigten ihnen nur eine sehr kurze Haltbarkeit. Die durchgefallenen Öle entsprächen nicht mehr der Qualität „extra vergine“ und dürften unter dieser Bezeichnung nicht mehr verkauft werden, so die Meinung der Prüfer.

Durchgefallen sind in der Untersuchung Olivenöle mit der Bezeichnung „extra vergine“ folgender Hersteller: Alnatura, Aro, Dalla Quercia, Horeca, Sasso, Rapunzel. Auf NDR-Anfrage reagierten die Hersteller ähnlich zurückweisend: Alnatura kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Die Metro-Gruppe verweist für ihre Öle von Aro und Horeca auf eigene Analysen, die eine korrekte Kennzeichnung als „extra vergine“ bestätigt hätten. Ähnlich äußert sich Sasso. Rapunzel erklärt, das Öl sei in einwandfreiem Zustand an den Fachhandel ausgeliefert worden. Dalla Quercio antwortete gar nicht.

Nach Meinung des Hagener Lebensmittelchemikers Christian Gertz sind zu lasche Kontrollen schuld am Etikettenschwindel. Mittlerweile tragen fast alle Olivenöle im deutschen Handel die Bezeichnung „extra vergine“.

Mehr zum Thema in der Sendung „Markt“.

(NDR, 29.04.2013 – NPO)

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