Haben Sie oft Angst, etwas zu verpassen? Haben Sie das Gefühl, andere posten immer viel witzigere, spannendere Sachen und Erlebnisse auf Twitter oder Facebook? Um zu klären, wer von dieser Angst betroffen ist und warum, haben britische Forscher einen speziellen Online-Test entwickelt. Er zeigt, wer am ehesten in Gefahr ist, den positiven Blick auf den eigenen Alltag zu verlieren, weil er sich fortwährend an den Mitteilungen in seinem sozialen Online-Netz misst.
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Mit dem Siegeszug der sozialen Medien gehört es mehr und mehr zum Alltag, sich und andere ständig auf dem Laufenden zu halten. Der Griff zum Smartphone und das Posten einer Nachricht auf Facebook oder das Senden eines Tweets ist besonders für viele Jugendliche längst selbstverständlich. Vor allem für sie kann der ständige Zwang, in diesen Netzwerken präsent zu sein und mitzuverfolgen, was geschieht, zum Stressfaktor werden. Denn es wächst auch die Angst, etwas zu verpassen – und auch das Gefühl, dass andere immer viel spannendere und bessere Erfahrungen machen als man selbst.
Blick nur noch auf die Anderen
Diese Angst ist keineswegs ein neues Phänomen, wie Andy Przybylski von der University of Essex betont. Aber mit den sozialen Medien sei es einfacher als je zuvor, genau mitzuverfolgen, was andere tun – und sich damit zu vergleichen. Problematisch werde es dann, wenn man nur noch auf das Geschehen bei anderen achtet und dabei den Blick für sich und das eigene Tun verliert. Oder wenn man auch seine Handlungen nur noch im Hinblick darauf sieht und filtert, ob man damit in seiner Online-Community punkten kann. Im Extremfall führe das dazu, dass der Betroffene selbst schöne oder glückliche Momente nicht mehr richtig genießen könne, so der Forscher.
Um feststellen zu können, ob ein Mensch in Gefahr ist, in diese Haltung zu geraten, haben die Wissenschaftler gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen einen speziellen Test entwickelt. Er zeigt, wie ausgeprägt die „Angst etwas zu verpassen“ bei einem Menschen ist. In ersten Studien damit haben sie bereits bestätigt, dass Menschen unter 30 Jahren stärker als andere von diesem Phänomen betroffen sind. Denn in dieser Altersgruppe spielen sich viele soziale Kontakte über Facebook, Twitter und Co ab.
Verstohlener Blick aufs Smartphone selbst im Auto
Diese Betroffenen sind es auch, die besonders häufig ihre E-Mails, SMS oder Twitter-Nachrichten im Zug, im Bus oder sogar im Auto checken. Und die auch in Schule oder Universität häufiger mal verstohlen aufs Smartphone linsen. Viele dieser Nutzer seien sich des Problems sogar durchaus bewusst, erklären die Forscher. Sie hätten oft gemischte Gefühle bezüglich ihrer intensiven Nutzung der sozialen Medien. „Wir müssen neue Fähigkeiten lernen, um soziale Medien mit Freude zu nutzen, ohne uns von ihnen kontrollieren zu lassen und von ihnen abhängig zu werden“, erklärt Przybylski. Solange das nicht passiere, bleibe diese Kommunikationsform ein doppelschneidiges Schwert. (Computers in Human Behavior, 2013; doi: 10.1016/j.chb.2013.02.014)
Der neue Online-Test zum Ausprobieren
(University of Essex, 30.04.2013 – NPO)