Neurobiologie

Mit Adele und Enya gegen Flugangst?

Gezielte Musik-Berieselung soll Angstgefühle lindern und den Körper beruhigen

Fliegen - für manche ein echter Alptraum © SXC

Jeder Vierte leidet unter Flugangst, viele versuchen sich mit Ablenken, Trinken oder Tabletten gegen die Panik zu wappnen. Doch helfen kann möglicherweise auch etwas ganz simples: eine gezielte Musik-Berieselung. Denn eine britische Forscherin will herausgefunden haben, dass Musik eines bestimmten Tempos und emotionalen Gehalts die Angst lindert. Die dafür am besten geeigneten Stücke hat sie nun in einer Playlist zusammengestellt. Allerdings: Gesponsort wurde ihre Studie durch den Musikdienst Spotify.

Rund 25 Prozent aller Erwachsenen sind von Flugangst betroffen. Das Gefühl des Kontrollverlusts, die Veränderung des Luftdrucks in der Kabine oder auch Turbulenzen während des Flugs können dazu führen, dass die Betroffenen nervös werden oder Flüge ganz vermeiden. Musik aber soll einer Studie nach dabei helfen, Ängste zu überwinden. „Flugangst wird durch irrationale Gedanken verursacht, die eine Situation unverhältnismäßig bedrohlicher aussehen lassen als sie ist“, erklärt Rebecca Spelman von der Private Therapy Clinic in London.

„Musik für beide Gehirnhälften“

Musik, die sowohl die „logische“ linke als auch die „emotionale“ rechte Gehirnhälfte anspreche, stimuliere das limbische System, so die Forscherin. Mit diesem Hirnareal verarbeiten wir negative Erinnerungen und Gefühle. Die Musik soll nun nach Spelmans Ansicht eine rationale, positive Denkweise fördern und helfen, Angstgefühle zu lindern. Diese Art der Stimulation lasse sich vor allem durch harmonische und emotional ansprechende Musik erreichen, erklärt die Forscherin. Wer ruhig und kontrolliert im Takt einer langsamen Melodie ein- und ausatme, senke nachweislich Herzfrequenz und Blutdruck und verringere dadurch sein Angstgefühl.

Welche Musikstücke sich gegen Flugangst besonders eignen, hat Spelman im Rahmen ihrer Studie untersucht und eine entsprechende Playlist mit Songs verschiedener Genres zusammengestellt. Vor oder während eines Fluges über Kopfhörer mit geschlossenen Augen gehört, sollen sie dazu beitragen, Angstzustände zu vermindern.

Adele, Enya und Mozart

An erster Stelle steht dabei der Song „Someone Like You“ von Adele. Er komme dem optimalen Tempo von circa 60 Beats pro Minute am nächsten, so die Forscherin. Dadurch könne er besser als andere helfen, die schnelle Atmung zu verlangsamen, die durch Angst hervorgerufen wird. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen „Orinoco Flow“ von Enya und „Piano on The Beach“ von Liborio Conti. Aber auch ein klassisches Klavierkonzert von Mozart schaffte es unter die ersten fünf.

„Wir alle haben eine tiefe persönliche und emotionale Verbindung zur Musik. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Musik auch bei der Kontrolle von Gefühlszuständen eine große Rolle spielt“, sagt Angela Watts vom Musikdienst Spotify. „Der interessante Song-Mix, den Spelman zusammengestellt hat, zeigt, dass sich die unterschiedlichsten Genres für diese Art der Musiktherapie eignen.“ Es sei für fast jeden Geschmack etwas dabei. „Schön zu wissen, dass Musik Menschen helfen kann, ihren Traumurlaub unbeschwert zu genießen, ohne die Angst vor dem Hin- und Rückflug“, so Watts.

(Spotify, 17.05.2013 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Krankmacher Stress - Welche Spuren hinterlässt die psychische Belastung in unserem Körper?

Synästhesie - Das Geheimnis der „Farbenhörer“ und „Wörterschmecker“

Bücher zum Thema

150 psychologische Aha-Experimente - Beobachtungen zu unserem eigenen Erleben und Verhalten Von Serge Ciccotti

Sonst noch Fragen? - Warum Frauen kalte Füße haben und andere Rätsel von Ranga Yogeshwar

Irrwitziges aus der Wissenschaft - Von Dunkelbirnen und Leuchtkaninchen von Heinrich Zankl

Wir sind alle Neandertaler - Warum der Mensch nicht in die moderne Welt passt von Jürgen Brater

Top-Clicks der Woche