Biologie

Eingeschleppt: Zickzack-Blattwespe bedroht Ulmen

Forscher bitten um Mithilfe gegen invasive Insektenart

Die etwa 10 mm lange Larve der Zickzack-Blattwespe trägt auf dem Kopf einen dunklen Streif © Stephan M. Blank, Müncheberg

Sie vermehrt sich rasend schnell, kann einen Baum in kurzer Zeit kahl fressen und breitet sich in Deutschland aus: Die aus Ostasien eingeschleppte Zickzack-Blattwespe und ihre Larven bedrohen die hiesigen Ulmenbestände. Forscher bitten nun um Mithilfe, damit sie das Vorrücken der Schadinsekten besser verfolgen können. Wer eine dieser Blattwespen sieht, soll Proben und Fotos einschicken. So hoffe die Wissenschaftler, die ohnehin vom Ulmensterben gebeutelten Ulmen besser schützen zu können.

Mal nagt sie nach rechts, mal frisst sie nach links: Ihren Namen verdankt die Zickzack-Blattwespe (Aproceros leucopoda) dem typischen Fraßmuster, das ihre Larven in die Blätter von Ulmen beißen. Ursprünglich stammt diese Pflanzenwespe aus Ostasien, wurde aber vor rund zehn Jahren nach Europa eingeschleppt. Mittlerweile hat sich diese invasive Art von der Ost-Ukraine bis Italien und von Rumänien bis Warschau verbreitet. In Deutschland wurde sie erstmals vor zwei Jahren in Südostbayern bei Passau beobachtet. Weiter im Norden jedoch noch nicht. Das aber hat sich jetzt offenbar geändert.

Bedrohung für ohnehin arg gebeutelte Ulmen

Insektenforscher des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institutes (SDEI) in Müncheberg entdeckten diesen Ulmenschädling vor wenigen Tagen erstmals in Berlin und Brandenburg. Der Fund bedeutet, dass diese Wespe in Deutschland ihr Verbreitungsgebiet bereits weiter nach Norden ausgedehnt hat als bisher angenommen.

Das Problem dabei: Die bis zu ein Zentimeter langen Larven fressen nur an Ulmen – und können einen Baum innerhalb kurzer Zeit vollkommen kahl fressen. Schäden wurden bisher sowohl in Wäldern als auch in Ortschaften und Gärten beobachtet, wo Ulmen als Zier- oder Alleebäume stehen. Ulmen sind in vielen Regionen Europas ohnehin bereits vom sogenannten „Ulmensterben“, einer Pilzinfektion, betroffen. Mit der Zickzack-Blattwespe kommt ein weiterer Schädling dazu, der die Bestände schwächen kann.

Hinzu kommt, dass sich die Zickzack-Blattwespen rasend schnell vermehren können, weil sie sich rein parthenogenetisch – ohne Paarung – fortpflanzen. Das Weibchen legt dabei unbefruchtete Eier, aus denen wieder nur Weibchen schlüpfen. Da diese obendrein eine sehr schnelle Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Tier absolviert, kann die Blattwespe vier Generationen pro Jahr hervorbringen. Vor allem die Sommergenerationen haben es eilig, sie verpuppen sich nur in den einfachen Kokons, die gleich an die Blätter oder Zweige der Ulmen gesponnen werden. Die überwinternden Tiere schützen sich vor Witterungseinflüssen durch einen dichtwandigen Kokon, den sie im Boden anlegen.

Citizen-Science: Mithilfe ist gefragt

„Um einen räumlich besseren Überblick zu erhalten, wo und wie schnell sich dieses Tier in Deutschland ausbreitet, hoffen wir sehr auf die Beteiligung naturinteressierter Bürger“, sagt Stephan Blank vom SDEI in Müncheberg. Die Zickzackfraßspur ist sehr charakteristisch und leicht zu erkennen, so dass jeder die Tiere entdecken kann. Die Futterpflanzen, Ulmen, erkennt man leicht daran, dass das Blatt an der Basis asymmetrisch ist. Das unterscheidet Ulmen deutlich von anderen heimischen Bäumen und Büschen.

„Toll wäre, wenn uns die Entdecker Fotos oder besser Blätter mit Fraßschäden, Larven oder die netzartigen Kokons einschicken, zusammen mit Angaben zu Fundort, Funddatum und ihrer Email-Adresse“, konkretisiert Blank die Bitte: „Wir bestimmen die Proben, und die Einsender erhalten auf jeden Fall eine Antwort per Email.“ Die Daten werden dann in Form einer Verbreitungskarte auf der Senckenberg-Website zur Verfügung gestellt.

Probenmaterial oder Fotos von Vorkommen der Zickzack-Blattwespe bitte an folgende Adresse:

Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI)

z.Hd. Dr. Stephan M. Blank

Eberswalder Straße 90

15374 Müncheberg

Mail: stephan.blank@senckenberg.de

(Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 31.05.2013 – NPO)

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