Medizin

Oralsex überträgt krebserregende Viren

Infektionen mit Humanen Papilloma-Viren im Halsbereich sind in Deutschland auf dem Vormarsch

Humanes Papilloma Virus (HPV) © CDC

Weder lecker noch gesund: Immer häufiger finden Ärzte krebserregende Viren im Hals und Rachenbereich ihrer Patienten. Diese Humanen Papilloma Viren (HPV) werden durch Sexualkontakte übertragen – normalerweise auf die Genitalien, bei Oralsex aber auch in Mund und Rachen. Sie können dort Zungen- und Rachenkrebs auslösen. Mediziner empfehlen daher, auch bei Oralsex ein Kondom zu benutzen.

50 bis 80 Prozent aller Männer und Frauen sind mit Humanen Papilloma Viren (HPV) infiziert. In den meisten Fällen bleibt das folgenlos. Einige Hochrisiko-Varianten dieser Erreger können jedoch Genitalwarzen und Krebs auslösen. Bei Frauen gehen beispielsweise so gut wie alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs auf solche HPV-Typen zurück. Die Viren tauchen aber zunehmend auch an anderen Körperregionen als den Genitalien auf, dorthin gelangen sie über Anal- und Oralverkehr.

Jeder dritte Patient mit HPV im Hals

„Bei circa 30 Prozent der bei uns in der Ambulanz untersuchten Patienten können wir eine HPV-Infektion im Halsbereich nachweisen“, sagt Norbert H. Brockmeyer, Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit an der Bochumer Universitätsklinik. Der Fall Michael Douglas mache deutlich, wie brisant die HPV-Infektion sein könne. Erst vor wenigen Tagen gab der Schauspieler zu, dass der Zungenkrebs, an dem er vor zwei Jahren erkrankte, durch HPV verursacht wurde und damit vermutlich auf Oralsex zurückgeht.

Tatsächlich sehen die Mediziner einen Grund für die steigende Zahl von HPV-Erkrankungen im Halsbereich in den sich ändernden Sexualpraktiken: Durch Oral- und Analverkehr übertragene HP-Viren können Tumore nicht nur am Gebärmutterhals der Frau auslösen, sondern auch im Anal- und Kehlkopfbereich. Daher sind zunehmend auch Männer betroffen. Ein kleiner Trost: HPV-bedingte Tumore im Halsbereich scheinen besser auf eine Therapie anzusprechen als Karzinome, die beispielsweise durch Rauchen oder hochprozentigen Alkoholkonsum ausgelöst werden. Dennoch stellen sie eine wachsende Gefahr dar, wie die Forscher warnen.

Infektion ohne Symptome

Da das HP-Virus sehr leicht übertragbar ist, zählt die HPV-Infektion in Deutschland neben Chlamydien-Infektionen zu der weit verbreitetsten sexuell übertragbaren Krankheiten. „Wichtig zu wissen ist, dass eine HPV-Infektion – ähnlich wie die meisten sexuell übertragbaren Infektionen – symptomlos verläuft. Nur durch regelmäßige Untersuchungen lässt sich daher eine Infektion feststellen“, erklärt Brockmeyer. Nicht selten entwickeln sich HPV-bedingte Tumore erst 20 oder 30 Jahre nach der Infektion.

„Unsere Präventionsbotschaft muss auf die Verwendung von Kondomen und eine erhöhte Impfbereitschaft abzielen“, empfiehlt der Mediziner. Denn bei jedem neuen Sexualkontakt besteht das Risiko, sich mit HPV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion anzustecken, wenn kein Kondom verwendet wird. Ob eine Infektion vorliegt, können Ärzte während einer dermatologischen, gynäkologischen oder urologischen Untersuchung testen. Junge Frauen und junge Männer sollten sich möglichst bereits im Kindesalter gegen HPV impfen lassen.

(Ruhr-Universität Bochum, 07.06.2013 – NPO)

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