Nachdem die Stechmücke Aedes japonicus im letzten Jahr bereits in Westdeutschland gesichtet wurde, macht sie es sich jetzt auch in Niedersachsen gemütlich. Die aus wärmeren Gefilden eingewanderten Buschmücken sind nicht nur lästig – sie können auch Tropen- Krankheiten übertragen. Auf die Spur kamen deutsche Forscher der Asiatischen Buschmücke durch Bürgerbeteiligung im Projekt „Mückenatlas“.
Weltweit gibt es rund 3.500 Stechmückenarten, 50 davon wurden bisher in Deutschland nachgewiesen. Da sie wissenschaftlich lange vernachlässigt wurden, fehlt grundlegendes Wissen über ihr Vorkommen und ihre regionale Verbreitung. Globalisierung und Klimaveränderung begünstigen zudem die Einschleppung und Ansiedlung nicht heimischer Stechmücken, von denen einige sogar Krankheitserreger übertragen können: Infektionen mit dem normalerweise in den Tropen verbreiteten Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus traten in den letzten Jahren erstmalig auch in Südeuropa auf. Sie wurden durch die dort neu angesiedelte Asiatische Tigermücke übertragen.
Aber die Tigermücke ist längst nicht mehr der einzige Neuankömmling in unseren Gefilden: Auch die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) beginnt sich bei uns auszubreiten. Diese ursprünglich aus Japan, Korea und China kommende Mückenart gilt als Überträger des West-Nil-Virus sowie verschiedener Erreger von Hirnhautentzündungen. Sie gilt zudem als relativ „stechwütig“. Bereits vor einigen Jahren wurden Exemplare dieser Stechmücke im Oberrhein-Gebiet gefunden, später auch in Nordrhein-Westfalen. Untersuchungen damals zeigten, dass die Buschmücke sich dabei sehr erfolgreich auch gegen einheimische Arten durchsetzen kann: Dort, wo sie auftauchte, ging die Zahl der einheimischen Stechmücke Culex pipiens deutlich zurück, wie Forscher berichteten.
Jetzt auch in Niedersachsen
Neue Auswertungen im Rahmen des Projekts „Mückenatlas“ vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems zeigen nun, dass sich die Asiatische Buschmücke mittlerweile auch bis nach Niedersachsen ausgebreitet hat: Ende 2012 hatten die Forscher erstmals ein Weibchen der Asiatischen Buschmücke in einer Einsendung aus einem Ort nahe Hannover enthalten. Mit dem Beginn der Mückenzeit im Frühjahr 2013 untersuchte das Team um die Biologen Doreen Werner und Helge Kampen daraufhin systematisch die Wasserbrunnen von Friedhöfen in zahlreichen Ortschaften Niedersachsens und Ostwestfalens. Das Ergebnis: Auf 25 von 129 inspizierten Friedhöfen in beiden Regionen wurden die Forscher fündig.
Die weit verbreitete Anwesenheit von Larven und Puppen von Aedes japonicus in diesem Frühjahr belegt nach Ansicht der Wissenschaftler zweifelsfrei, dass sich diese Mückenart inzwischen auch in Norddeutschland etabliert hat. Ob die Mücke aus dem westlichen Nordrhein-Westfalen eingewandert ist oder es sich um eine Neueinschleppung handelt, wird aktuell durch genetische Verwandtschaftsanalysen überprüft.
Forscher bitten Bürger weiterhin um Mithilfe
Um die Verbreitung dieser und anderer Mückenarten in Deutschland genauer erfassen zu können, bittet das Forscherteam weiterhin um die Einsendung von Stechmückenexemplaren. Die Stechmücken sollten dafür möglichst unbeschädigt eingefangen, tiefgefroren und anschließend an das ZALF geschickt werden. Alle Informationen zum Mückenatlas, wie man Mückenjäger wird und Wissenswertes über Stechmücken finden Sie unter
(Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, 29.07.2013 – SEN)