Bis vor rund 12.000 Jahren waren die Savannen Nord- und Südamerikas von zahlreichen großen Pflanzenfressern bevölkert. Dann starb diese Megafauna plötzlich aus. Jetzt haben britische und amerikanische Forscher festgestellt: Das eiszeitliche Aussterben hat unerwartete Folgen bis heute. Denn als die Großtiere verschwanden, fiel mit ihnen einer der wichtigsten Nährstoffverteiler auf den großen Landflächen aus. Als Folge sind große Teile der Böden bis heute verarmt – vor allem im Amazonasgebiet, aber auch anderswo auf der Welt, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“.
Das Amazonasgebiet ist eines der arten- und waldreichsten Gebiete der Erde. Doch diese grüne Üppigkeit täuscht: Der Boden unter weiten Teilen des Regenwalds ist eher karg. Vor allem der wichtige Pflanzennährstoff Phosphor ist Mangelware. Zwar transportieren der Amazonas und seine vielen Nebenflüsse nährstoffreiche Sedimente aus den felsigen Regionen der Anden ins Tal. Weitab der Flüsse aber kommt von diesen Nährstoffen kaum mehr etwas an.
Großtiere als Nährstoff-Transporteure
Einen Grund dafür haben nun Christopher Doughty von der University of Oxford ausgemacht: die großen Tiere fehlen. „Einfach ausgedrückt: Je größer das Tier, desto größer ist auch seine Rolle für die Verteilung von Nährstoffen in seiner Umwelt“, so der Forscher. Denn größere Tiere fressen mehr und scheiden dadurch auch mehr nährstoffreichen Kot aus. Und noch wichtiger: Sie legen größere Strecken zurück und bringen so ihren körpereigenen Dünger auch in entferntere karge Gebiete. Dass größere Tiere diese Rolle als Nährstoffverteiler spielen, ist schon länger bekannt.
Doughty und seine Kollegen haben nun erstmals eine Art Vorher-Nachher-Test gemacht: Mit Hilfe von Computermodellen ermittelten sie, welchen Einfluss das plötzliche Aussterben von 97 Großtierarten vor rund 12.000 Jahren auf die Nährstoffverteilung Südamerikas und im Speziellen auf den Phosphor im Amazonasgebiet hatte. Da bekannt ist, wie viel ein Tier einer gewissen Größe durchschnittlich frisst, wie viel Kot es abgibt und wie weit es wandert, konnten die Forscher diese Daten nutzen, um den Zustand vor und nach dem Aussterben der Megafauna zu ermitteln.