Raumfahrt

Asteroid bis 2025, Mond bis 2030 und Mars bald danach

Raumfahrtagenturen einigen sich auf Roadmap für bemannte und unbemannte Raumfahrt

Fahrplan ins All: die Global Exploration Roadmap © DLR/ ISECG

Ein Besuch bei erdnahen Asteroiden bis 2025 , dann eine Landung auf dem Mond und nach 2030 erste Schritte zu einer bemannten Marsmission: So sieht die aktuelle Roadmap für künftige Weltraummissionen aus, die jetzt eine Expertengruppe von zwölf Raumfahrtagenturen, darunter auch NASA und ESA, veröffentlicht hat.

Die Global Exploration Roadmap ist eine Art Fahrplan für die bemannte und robotische Erkundung des Weltraums bis 2035. Zwölf Raumfahrtagenturen, darunter das DLR, die europäische Weltraumorganisation ESA, die US-Raumfahrtbehörde NASA, die russische Raumfahrtagentur Roskosmos und die japanische JAXA, haben sich darin auf gemeinsame wissenschaftliche Ziele zur Erkundung von Mond, Mars und Asteroiden geeinigt.

Die Roadmap soll dazu beitragen, die konkreten Vorbereitungen im All und auf der Erde zu koordinieren und festzulegen, welche Fahrzeuge, Wohnmodule und weitere Infrastrukturen für die kommenden Missionen benötigt werden. Erarbeitet wurde die Roadmap von einer aus Vertretern aller zwölf Agenturen zusammengesetzten Expertengruppe, der „International Space Exploration Coordination Group“ (ISECG).

Über den tiefen Erdorbit hinaus

Was sind die nächsten Schritte? In Bezug auf den erdnahen Orbit steht fest, dass die Internationale Raumstation noch bis mindestens 2020 betrieben wird. Sie soll unter anderem als Plattform dienen, um robotische und bemannte Missionen zu Asteroiden, Mond und Mars vorzubereiten. So sollen auf der ISS beispielweise Lebenserhaltungs-Systeme und Wohnmodule für Langzeitmissionen getestet werden. „Außerdem tragen die Flüge zur Station dazu bei, Transporter für Fracht- und Crew zu testen und zu optimieren, so dass sie auch für Missionen über den tiefen Erdorbit hinaus einsetzbar werden“, heißt es in der Roadmap.

Noch während diese Technologien an der ISS erprobt werden, sollen auch bereits die ersten Erkundungsflüge zu erdnahen Asteroiden gestartet werden. „Es ist wichtig, die über den niedrigen Erdorbit hinaus reichenden Missionen zu beginnen, während die ISS noch genutzt wird“, so die Experten. Mit Hilfe des NASA-Transporters Orion ist unter anderem geplant, einen kleinen, maximal zehn Meter großen erdnahen Asteroiden einzufangen und in eine stabile Umlaufbahn um die Erde zu bringen. „Wenn der umgelenkte Asteroid im Orbit ist, können ihn Astronauten und robotische Sonden besuchen und näher erkunden“, heißt es in der Roadmap. Das soll unter anderem dazu beitragen, Technologien voran zu bringen, mit denen künftig die Rohstoffe solcher Asteroiden gewonnen werden können.

Der Lagrange-Punkt 2 liegt 1,5 Millionen Kilometer von der Erde enfernt und der Sonne genau entgegengesetzt © NASA

Lagrange-Punkt 2 als nächstes Ziel

Bis 2025, so der Plan, sollen Astronauten mehrwöchige bis mehrmonatige Aufenthalte im All jenseits des Erdorbits absolvieren. Ein möglicher Zielpunkt wäre dabei der sogenannte Lagrange Punkt 2, eine stabile Position im All, die 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt genau gegenüber der Sonne liegt. An diesem Lagrange-Punkt waren bereits mehrere Weltraumteleskope stationiert, darunter das Teleskop Herschel.

Die NASA arbeitet bereits an einem Transportsystem der nächsten Generation, das Wohnmodule und andere Fracht, aber auch Astronauten über den niedrigen Erdorbit hinaus und später bis zum Mond bringen soll. „Ein einziger Start dieses NASA Space Launch Systems (SLS) könnte beispielsweise ein modulares, ausbaubares Deep Space Habitat zum Lagrange Punkt 2 bringen“, heißt es in der Roadmap. Dort könnten dann Astronautencrews jeweils 90 Tage bleiben, um Tests und Experimente durchzuführen.

Langzeit-Besuche auf dem Mond bis 2030

Im Laufe der Zeit könnte dieses Habitat dann erweitert werden oder auch in eine Mondumlaufbahn gebracht werden. „Dort könnte das Habitat als Vorposten und Brücke für Missionen zur Mondoberfläche dienen“, so der Plan. Denn die Roadmap sieht bis 2030 neue bemannte Mondmissionen vor. Im Gegensatz zu den Stippvisiten der Apollo-Astronauten in den 1960er und frühen 1970er Jahren sollen diese Astronauten dann zunächst bis zu einem Monat auf der Mondoberfläche bleiben, später dann bis zu einem Jahr.

Neben der Erkundung des Mondes und den Möglichkeiten, seine Ressourcen zu nutzen, sollen dort auch Techniken und Verfahren für eine bemannte Mission zum Mars getestet werden. Die Weltraumagenturen haben sich im Rahmen dieser Roadmap unter anderem darauf verständigt, welche Risiken einer zukünftigen bemannten Mars-Mission durch welche Experimente und Vorerkundungen erforscht werden sollen und welche Technologien noch entwickelt und geprüft werden müssen – unter anderem im Erdorbit und auf dem Mond.

Missionen in unwirtlichen Gegenden der Erde sollen schon jetzt auf den Mars vorbereiten, hier bei der jährlichen "Arctic Mars Analogue Svalbard Expedition" (AMASE). © AMASE/ Kjell Ove Storvik

Landung auf dem Mars nach 2030

Irgendwann nach 2030, so sieht es die Roadmap bisher vor, soll es dann auch eine bemannte Mission zum Mars geben. Bis es allerdings soweit ist, sollen erst mal unbemannte Missionen den Mars weiter erkunden: Im Rahmen des ExoMars-Programms der ESA sollen 2016 und 2018 in zwei Missionen ein Orbiter und ein Rover zum Roten Planeten geschickt werden. Das DLR ist auch an der Landemission InSight der NASA beteiligt, die 2016 zum Mars starten soll.

Gleichzeitig werden sogenannte Analogmissionen auf der Erde dazu dienen, technische Systeme und operationelle Konzepte für den Einsatz im All unter vergleichbaren Umweltbedingungen zu prüfen. So testen beispielsweiser Wissenschaftler des DLR und anderer Agenturen im Projekt AMASE (Arctic Mars Analogue Svalbard Expedition) Instrumente, Rover und Raumanzüge in der marsähnlichen arktischen Umgebung auf Spitzbergen.

Die gesamte Roadmap mit ausführlichen Erklärungen zum Download (pdf)

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 21.08.2013 – NPO)

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