Von wegen gefährliche Fleischfresser: Krokodile und Alligatoren haben auch Appetit auf fleischlose Kost. Sie fressen häufiger als bisher gedacht Nüsse, Beeren, Gemüse oder Grassamen, wie US-Forscher jetzt herausfanden. Immerhin 13 der 18 untersuchten Reptilarten erwiesen sich als Fruchtfresser, darunter auch das Nilkrokodil und verschiedene Alligatoren, so die Forscher im Fachmagazin “ Journal of Zoology“.
Krokodile und Alligatoren galten bisher als obligate Fleischfresser. Im Wasser oder am Ufer von Flüssen und Wasserlöchern lauernd, machen sie meist Jagd auf alles, was ihnen vor die Schnauze kommt – Fische, Vögel, Kleinsäuger und sogar junge Gnus, Zebras oder andere Beute, die fast größer ist als sie selbst. Mit ihren kräftigen Zähnen packen sie dann ihre Opfer und ziehen sie ins Wasser um es dort zu töten. Pflanzliche Nahrung aber gehörte nach gängiger Lehrmeinung nicht zu ihrem Speiseplan. „Man nahm an, dass diese Reptilien pflanzliche Proteine und Stärke gar nicht verdauen können“, erklären Steven Platt von der Wildlife Conservation Society und seine Kollegen.
Vorliebe für fleischige Früchte
Ob das tatsächlich stimmt, haben die Forscher nun in einer Studie überprüft. Dazu durchmusterten sie bisher veröffentlichte Studien zu 18 Krokodilarten und suchten nach Hinweisen auf Fruchtreste in deren Magen oder Darm und nach Berichten über Reptilien, die beim Fressen von Pflanzen beobachtet worden waren.
Und tatsächlich wurden sie fündig: „Wir haben bei 13 der 18 Arten Belege für das Fressen von Früchten entdeckt“, berichten die Forscher. Neben Nüssen und Beeren gehörten auch verschiedene anderer Früchte und Gemüse dazu. Insgesamt umfasste der Speiseplan der Krokodile und Alligatoren immerhin 46 verschiedene Pflanzengattungen, Fleischige Früchte machten dabei 52 Prozent aus.
Absichtlich und in großen Mengen
Dieses Ergebnis spreche dafür, dass dieses Verhalten innerhalb der Krokodile durchaus weit verbreitet sei, konstatieren die Forscher. In einigen Fällen waren die Früchte eher aus Versehen mit ihren Beutetieren in den Magen der Reptilien gelangt. Aber es gebe ausreichend Beweise dafür, dass die meisten Krokodilarten absichtlich und in großen Mengen pflanzliche Nahrung zu sich nehmen.
Damit aber könnte Krokodile eine bisher für sie unberücksichtigte ökologische Funktion in ihrem Lebensraum haben: „Weil Krokodile meist große Territorien bewohnen und lange Wanderungen unternehmen können, werden die Samen der von ihnen gefressenen Früchte wahrscheinlich durch sie weit verbreitet“, erklärt Platt. Angesichts der großen Menge der von ihnen gefressenen Früchte könnten sie wichtige Verteiler für diese Pflanzen sein. „Zwar ist bisher nur wenig darüber bekannt, was mit den Samen geschieht, die vom Krokodil aufgenommen wurden. Aber es ist wahrscheinlich, dass sie mit dem Kot ausgeschieden werden und dann am neuen Ort wieder ausschlagen können“, so die Forscher. (Journal of Zoology, 2013; doi: 10.1111/jzo.12052)
(Wildlife Conservation Society, 23.08.2013 – NPO)