Paläontologie

Dino-Skelett lernt wieder laufen

Forscher rekonstruieren Gang eines der größten Landlebewesen aller Zeiten im Computer

Rekonstruktion eies Argentinosaurus-Skeletts im Museum Carmen Funes in Argentinien. © Bill Sellers, The University of Manchester

So lang wie drei Reisebusse und so schwer wie 25 Elefanten – Argentinosaurus war der Dino der Superlative. Bisher war unklar, wie die Giganten einst durch die Landschaften der Kreidezeit stapften und ihr Bewegungsapparat den enormen Belastungen standhalten konnte. Nun bringen britische Forscher Licht ins Dunkel der Jahrmillionen: Sie haben die Eigenschaften eines Argentinosaurus-Skeletts durch Laser-Scans detailliert erfasst und anhand der Daten Computersimulationen erstellt. Die nun im Fachmagazin „PLOS One“ veröffentlichte Rekonstruktion des Bewegungsablaufes der Kolosse ergab: Sie schritten mit etwa sieben Kilometern pro Stunde durch ihre urzeitliche Heimat.

Argentinosaurus lebte vor etwa 94 Millionen Jahren und gehörte zur weit verbreiteten Gruppe der sogenannten Titanosaurier. Der Bauplan dieser Pflanzenfresser war durch einen tonnenförmigen Rumpf, einen langen Schwanz und Hals und einen im Verhältnis winzigen Kopf gekennzeichnet. Von Argentinosaurus gibt es nur vergleichsweise wenige Fossilien aus Argentinien – das hat ihm seinen Namen eingebracht. Die Funde lassen allerdings durchaus Rückschlüsse auf die monströsen Ausmaße zu: Argentinosaurus war offenbar der absolute Titan unter den Titanen. Die Forscher um Bill Sellers von der University of Manchester gehen von einer Länge von 40 Metern und deinem Gewicht von 80 Tonnen aus.

Rechenleistung von 30 Laptops

Bei dem Skelett, das die Grundlage der Untersuchungen der Forscher bildete, handelt es sich um eine Rekonstruktion auf der Grundlage der vorhandenen Fossilienfunde, die unter anderem Wirbel und Knochen der Gliedmaßen umfassen. Das gigantische Ausstellungsobjekt bildet die Hauptattraktion im Museum Carmen Funes in Argentinien.

Bill Sellers und seine Kollegen erfassten seine Eigenschaften mittels Lasertechnik und fütterten mit diesen Daten ihre Computer. So entstand das digitales Modell eines Argentinosaurus, das sich per Tastendruck in Bewegung setzen lässt. „Wir nutzten eine Rechenleistung, die der von 30 Laptops entspricht, um Argentinosaurus nach 94 Millionen Jahren wieder laufen zu lassen“, sagt Co-Autor Lee Margetts.

Digitale Rekonstruktion des Argentinosaurus-Skeletts© Bill Sellers, The University of Manchester

Gemütlich stapfende Giganten

Es gab bisher Zweifel an Schätzungen über die Ausmaße von Argentinosaurus, da einige Experten der Meinung waren, dass ab einer bestimmten Größe eine Fortbewegung gar nicht mehr möglich gewesen wäre. Die Simulation legt nun jedoch nahe, dass ein 40 Meter langer Argentinosaurus durchaus 80 Tonnen fortbewegen konnte und zwar mit einer Geschwindigkeit von etwa sieben Kilometern pro Stunde. Rasant war das natürlich nicht, aber das war bei seiner gemächlichen Lebensweise als Vegetarier, der vermutlich Baumkronen verspeiste, auch nicht notwendig.

„Alle Wirbeltiere vom Fisch bis zum Menschen besitzen prinzipiell die gleichen grundlegenden Muskeln, Knochen und Gelenke. Um Prinzipien ihrer Funktionsweise zu entschlüsseln, ist ein Vergleich zwischen verschiedenen Arten die beste Vorgehensweise und Extreme sind in diesem Zusammenhang besonders interessant“, sagt Bill Sellers. Mit ihrer Technik planen die Forscher nun auch die Bewegungen weiterer großer Dinos zu rekonstruieren: die von Triceratops, Brachiosaurus und T. rex.

(PLoS ONE, 2013; doi: 10.1371/journal.pone.0078733)

(PLOS One, 04.11.2013 – AKR)

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