Mehr als 10.000 Tote und verwüstete Landstriche – das ist die bisherige Bilanz des Taifuns Haiyan auf den Philippinen. Kein Wunder: Nach Angaben von Klimaforschern war der Wirbelsturm der stärkste Tropensturm, der seit Beginn der Beobachtungen auf Land traf. Aber er wird künftig kein Ausnahmefall mehr bleiben: Modelle zeigen, dass sich solche Superstürme in Zukunft häufen und sogar noch verstärken werden.
Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 270 Kilometern pro Stunde raste der Taifun Haiyan am 8. November über die Philippinen hinweg. Einzelne Windböen erreichten dabei Geschwindigkeiten von bis zu 379 Kilometern pro Stunde. Entsprechen verheerend waren die Folgen: Der Super-Taifun hat Schätzungen zufolge mindestens 10.000 Todesopfer gefordert. Doch die Zahl der Toten könnte noch beträchtlich steigen: Viele Dörfer im betroffenen Gebiet sind bislang von der Außenwelt abgeschnitten, außerdem werden weiterhin Verletzte und Tote geborgen. In den am stärksten betroffenen Regionen sind bis zu 80 Prozent der Behausungen zerstört, über 600.000 Menschen sind obdachlos und versuchen, die Krisenregion zu verlassen.
Künftig kein Ausnahmefall mehr
„Der Taifun Haiyan, der über die Philippinen fegte, war wahrscheinlich der stärkste Tropensturm, der seit Beginn der Beobachtungen auf Land traf“, erklärt Stefan Rahmstorf, Forschungsbereichsleiter „Erdsystemanalyse“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Wie der Forscher erklärt, sind solche Stürme in den letzten drei Jahrzehnten zunehmend häufiger geworden. Auch der aktuelle Weltklimabericht des IPCC konstatiert, dass Hurrikans und Taifune der stärksten Kategorien 4 und 5 seit Beginn der Satellitenmessungen in den 1970er Jahren deutlich zunehmen, vor allem im Nordatlantik, in geringerem Maße auch im Nordpazifik.
Wie Rahmstorf in seinem Blog erklärt, lassen Klimamodelle für die Zukunft eine weitere Verstärkung dieses Trends erwarten. Den Modellrechnungen nach sind es dabei vor allem zwei Faktoren, die dies begünstigen: Zum einen nimmt die Temperatur der Meeresoberfläche immer weiter zu. Das aber bedeutet, dass die kritische Schwelle von 27 Grad Celsius, die ein Wirbelsturm für seine Entstehung benötigt, häufiger und in mehr Meeresgebieten erreicht wird.
Zum anderen sorgt der Klimawandel dafür, dass die Temperaturdifferenz zwischen der warmen unteren Atmosphäre und der kalten oberen Atmosphäre immer größer wird. Denn die Erdoberfläche erwärmt sich und die darüberliegenden Luftschichte immer mehr, gleichzeitig sorgt der Ozonschwund dafür, dass sich die Stratosphäre weiter abkühlt. „Es ist das Temperaturgefälle, aus dem der Sturm seine Energie zieht“, erklärt Rahmstorf.
Mehr Regen und Sturmfluten verschärfen die Folgen
Beide Faktoren zusammen sorgen nach neuesten Modellrechnungen dafür, dass künftig sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit der starken Wirbelstürme zunehmen werden. Nach Angaben von Aslak Grinsted vom Zentrum für Eis und Klima der Universität Kopenhagen und seinen Kollegen könnte ein Hurrikan der Kategorie 5 jedes zweite Jahr auftreten, wenn sich das Klima um zwei Grad erwärmt.
Aber nicht nur das: Wie Rahmstorf erklärt, werden nicht nur die Stürme selbst heftiger, auch ihre Begleiterscheinungen verstärken sich durch den Klimawandel: „Etwa extreme Regenfälle, die ein Tropensturm mit sich bringt und die zu Überschwemmungen und Erdrutschen führen. Denn die Verdunstungsraten und der Wassergehalt der Luft steigen in einem wärmeren Klima an“, so der Forscher. „Hinzu kommen Sturmfluten an den Küsten, denn der Meeresspiegel steigt infolge der globalen Erwärmung.“
Noch sind zwar nicht alle offenen Fragen in der Prognose solcher Extremereignisse erklärt. Doch wie Rahmstorf in seinem Blog konstatiert: „Selbst wenn die Chancen nur 50:50 stünden, dass wir durch unsere Treibhausgasemissionen solche Katastrophen verschlimmern– wie ruhig können diejenigen, die sich mit aller Macht gegen Klimaschutzmaßnahmen stemmen, im Angesicht der Bilder aus den Philippinen noch schlafen?“
(Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) / Stefan Rahmstorf, 12.11.2013 – NPO)