Forscher haben den kältesten Ort der Erde ausgemacht: Es ist ein Gebirgskamm auf dem ostantarktischen Plateau. In einigen Senken werden dort an klaren Winternächten weniger als minus 92 Grad Celsius erreicht. Das ist noch einige Grad weniger als beim bisherigen Rekordhalter, der nicht weit weg liegenden russischen Antarktisstation Vostok.
Wie kalt kann es auf der Erde werden und wo herrschen die dafür nötigen Bedingungen? Diese Frage ist nicht neu. Klar ist schon länger, dass die Antarktis und im Speziellen das Ostantarktische Plateau zu den besonders eisigen Regionen des Planeten gehört. Weit entfernt von der Küste, sinken hier die Temperaturen tiefer als irgendwo sonst. Lange Zeit galt die auf diesem Plateau liegende russische Antarktisstation Vostok als Rekordhalter: Hier wurden 1983 minus 89,2°C gemessen.
Kältelöcher am Gebirgskamm
Als Forscher jedoch nun die im Laufe der letzten 30 Jahre gesammelten Temperaturdaten verschiedener Erderkundungs-Satelliten auswerteten, entdeckten sie in der gleichen Gegend eine noch kältere Stelle. In einer Reihe von Senken entlang eines Gebirgskamms der die beiden Gipfel Dome Argus und Dome Fuji miteinander verbindet, erreichten die Temperaturen gleich mehrfach in dieser Zeitperiode extrem niedrige Werte. Am 10. August 2010 wurde es dort sogar minus 93,2°C kalt – ein neuer Rekord.
„Wir hatten vermutet, dass wir vielleicht eine einzige Stelle finden, an der es mal besonders kalt war“, erklärt Studienleiter Ted Scambos vom US National Snow and Ice Data Center in Boulder. „Stattdessen haben wir einen ganzen Streifen der Antarktis entdeckt, die regelmäßig so extrem niedrige Temperaturen zeigt.“ Denn der Gebirgskamm, an dessen Flanken die kalten Senken liegen, ist knapp 1.000 Kilometer lang.
Senken als Kältefallen
Aber warum war es gerade dort so kalt? Um das herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler die Topografie dieses Gebiets genauer und stießen dabei auf mehrere Faktoren, die dort zusammen diese starke Abkühlung bewirken. Ausgangspunkt sind einige Tage sehr klaren Himmels. Dann verliert der ohnehin schon kalte Untergrund mehr Wärme an die darüber liegende Atmosphäre. Direkt über der Eisoberfläche entsteht durch diesen Wärmeentzug eine Schicht extrem unterkühlter Luft.
Weil sie dichter ist als die darüber liegende wärmere Luft, folgt sie der Hangneigung und rutscht die flachen Hänge der antarktischen Dome hinunter bis in tiefer gelegene Senken. In diesen Senken sammelt sie sich und kann dort noch weiter auskühlen. „Indem die Luft dort für längere Zeit gefangen bleibt, und dabei weiter Wärme über die Abstrahlung verliert, bekommt man dann diese extreme Kälte“, erklärt Scambos.
(NASA, 11.12.2013 – NPO)