Forscher haben den ersten Touchscreen entwickelt, der auf der Bildschirmfläche Fingerabdrücke erkennt. Weil das Gerät diese ständig prüft, schützt dies vor unautorisiertem Zugriff – ohne mühsames Einloggen. Denn es reagiert nur auf die Finger des autorisierten Nutzers. Zudem können auch zwei Personen gleichzeitig arbeiten – der Rechner erkennt, wer gerade was tut.
Tablets und Smartphones mit Touchscreen sind in. Damit sich kein Unberechtigter Zugang zu den Daten verschaffen kann, sind die meisten durch Zahlencodes und Zeitsperren gesichert – nach einer bestimmten Frist ohne Nutzung geht der Screen in den Ruhezustand und ist nur durch Eingabe des Passcodes wieder zugänglich. Schnappt sich allerdings ein Dieb das Gerät vor dieser Zeitsperre, ist er „drin“. „Solche Systeme sind dann in dieser Zeitspanne praktisch auch für jeden anderen Anwender offen“, erklärt Patrick Baudisch vom Hasso-Plattner-Institut (HPI). „Das sind dann zum Beispiel zehn Minuten, in denen das System offen und damit unsicher ist.“
Kein Anmelden, denn jeder Abdruck zählt
Ganz anders funktioniert das Touchscreen-System, das Masterstudent Sven Köhler vom HPI nun entwickelt hat. „Fiberio ist ein völlig neuer Ansatz, Benutzer sicher mit ihrem System interagieren zu lassen“, sagt der Jungforscher. Er verzichtete auf Tastaturen zur PIN-Eingabe und auch ein separater Fingerabdruckscanner wie im neusten iPhone findet sich nirgendwo. Der Grund: Fiberio-Benutzer melden sich nicht mehr an. „Während Anwender mit Fiberio wie mit einem ganz normalen Touchscreen interagieren, erkennt das System deren Fingerabdrücke und stellt dadurch sicher, dass die Benutzer entsprechende Zugriffsrechte haben,“ erläutert Köhler.
Die Notwendigkeit, sich einzuloggen, entfällt dadurch bei Fiberio vollständig – trotzdem ist eine Benutzung durch Unbefugte ausgeschlossen. „Fiberio authentifiziert die Benutzer für jeweils diejenige Interaktion, die gerade ausgeführt wird – biometrisch und sicher“, so Baudisch. Da sich die Authentifizierung immer nur auf das eine Bildschirmelement beziehe, das der Benutzer gerade berühre, werde das Risiko eines unbefugten Zugriffs ausgeschlossen.
Zwei Nutzer gleichzeitig
Die biometrische Authentifizierung macht es auch möglich, mehrere Nutzer mit unterschiedlichen Kompetenzen an einem gemeinsamen Arbeitsplatz sicherheitskritische Dokumente bearbeiten zu lassen. Fiberio erlaubt es beispielsweise in Banken allen Mitarbeitern, Kundendaten einzusehen. Zahlungsanweisungen oberhalb einer bestimmten Wertgrenze hingegen darf nur ein Manager freigeben. „Fiberio weiß, wer welche Rechte hat und erlaubt oder sperrt den Zugriff – unsichtbar und im Hintergrund“, erklärt Köhler.
„Die Idee, dass ein Gerät sich nur durch seinen Besitzer benutzen lässt, wurde vor langer Zeit in Science Fiction-Filmen angedacht. Mit Fiberio lassen wir das Wirklichkeit werden“, sagt Baudisch. Kein Wunder also, dass die Innovation im Oktober auf einem wissenschaftlichen Symposium im schottischen St. Andrews mit dem „Best Paper Award“ ausgezeichnet worden ist. Der Fiberio-Touschscreen ist zudem für den CeBIT Innovation Award nominiert, der im März auf der CeBIT 2014 vergeben werden soll.
(Hasso-Plattner-Institut, 12.12.2013 – NPO)