Bisher fällt das pazifische Klimaphänomen EL Nino nur rund alle 20 Jahre besonders heftig aus. Diese Extremfälle aber werden in Zukunft doppelt so häufig, wie Klimaforscher berichten. Für viele Pazifik-Anrainer hat dies dramatische Folgen. Denn katastrophale Hitzewellen wie in Australien werden noch verstärkt, anderswo häufen sich dann sintflutartige Regenfälle, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“.
„Im Moment erleben wir alle 20 Jahre einen ungewöhnlich starken El Nino“, erklärt Agus Santoso vom Centre of Excellence for Climate System Science (CoECSS) in Sydney. Diese extremen Klimavariationen entwickeln sich anders als normale El Ninos, die normalerweise im westlichen Pazifik beginnen und nur wenig über die Datumlinie hinweg reichen. Die Extremvariante dagegen entwickelt sich, wenn die Oberflächentemperaturen des Meeres auch im normalerweise kalten äquatorialen Ostpazifik 28 Grad Celsius überschreiten.
Auswirkungen auf alle Kontinente
Diese Abweichung vom normalen EL-Nino-Zyklus zieht massive Veränderungen in den globalen Niederschlagsmustern nach sich, wie die Forscher erklären. Jeder Kontinent der Erde sei dann davon betroffen. „Während eines extremen El Nino erleben Länder des westlichen Pazifik, darunter Australien und Indonesien verheerende Dürren und Waldbrände, während katastrophale Fluten die äquatorialen Gebiete des östlichen Ecuador und nördlichen Peru heimsuchen“, so Erstautor Wenju Cai von der australischen Forschungsorganisation CSIRO.
Der extreme El Nino von 1997/98 beispielsweise hinterließ Schäden in Höhe von 35 Milliarden US-Dollar und forderte weltweit geschätzt 23.000 Menschenleben. Weil die Klimaerwärmung auch die Meerestemperaturen in die Höhe treibt, untersuchen Forscher schon länger die Frage, wie sich der Klimawandel auf El Nino-Ereignisse auswirken wird. Die Ergebnisse waren allerdings bisher widersprüchlich.
Der Extremfall wird doppelt so häufig
Cai und seine Kollegen haben nun genauer analysiert, wie der Klimawandel extreme El Nino-Ereignisse und im speziellen die dadurch beeinflussten Niederschlagsmuster verändern wird. Für ihre Studie nutzten die Forscher 20 Klimamodelle und simulierten damit die Klima- und Niederschlagsentwicklung über 200 Jahre hinweg. Dabei verglichen sie, wie häufig extreme El Nino-Ereignisse im Vergleichszeitraum 1891-1990 und in der Zeit von 1991 bis 2090 auftreten.
Das Ergebnis: „Die Anzahl der El Nino insgesamt verringerte sich im zweiten Zeitraum leicht. Dafür aber stieg die Zahl der extremen EL Nino-Ereignisse deutlich an“, erklären die Forscher. Die Häufigkeit dieser Extremfälle stieg von einmal alle 20 Jahre auf einmal alle zehn Jahre – sie verdoppelte sich damit. Wie die Wissenschaftler erklären, wird dies durch eine veränderte Konvektion im östlichen äquatorialen Pazifik verursacht. Weil sich der Äquator stärker erwärmt als das Meer in der sogenannten innertropischen Konvergenzzone (ITCZ), benötigt das System nur noch eine relativ geringe Abweichung von den normalen Bedingungen, um in einem extremen El Nino umzukippen.
Dieser Anstieg extremer El Ninos aber wird auch eine Häufung von katastrophalen Wetterextremen mit sich bringen, wie die Forscher prognostizieren. Sintflutartige Regenfälle in Südamerika und verheerende Dürren in Australien, aber auch anderswo, könnten die ohnehin teilweise gravierenden Auswirkungen des Klimawandels noch verstärken. „Für Australien bedeutet dies, dass sommerliche Hitzewellen, wie die erst kürzlich im Südosten des Landes erlebten, noch verstärkt werden, wenn sie mit einem extremen El Nino zusammenfallen“, so Koautor Matthew England vom CoECSS. (Nature, 2014, doi: 10.1038/NCLIMATE2100)
(University of New South Wales /Nature, 20.01.2014 – NPO)