Die Vogelgrippe ist wieder da: Die im letzten Frühjahr erstmals in China aufgetauchte H7N9-Variante des Influenza-Virus sorgt dort erneut für Todesfälle. Der relativ aggressive Erreger hat zwar bereits erste Mutationen hinter sich, scheint aber bisher noch nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragbar zu sein. Auch Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Pandemie gibt es nicht – noch nicht.
Im März vergangenen Jahres hat das Vogelgrippevirus H7N9 zum ersten Mal den Menschen befallen. In China starben schon in den ersten Wochen mehr als 130 Menschen an dieser neuen Form der Influenza A. Dies sorgte weltweit für Sorge: Könnte hieraus eine Pandemie entstehen? Im darauffolgenden Sommer war die Zahl der Infizierten aber zunächst rückläufig. Experten warnten jedoch damals schon: Im Herbst und Winter, wenn die Temperaturen sinken und die allgemeine Grippesaison wieder beginnt, sei mit einer neuen Epidemie zu rechnen.
Zweite Welle der Epidemie hat begonnen
Diese könnte zudem weitaus gefährlicher ausfallen als die erste. Und zwar aus zweierlei Gründen: das Virus hat bis dahin mehr Zeit zu mutieren und sich anzupassen. Es sei somit mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer leichteren Verbreitung unter den Menschen zu rechnen. Zudem hatte gut ein Drittel dieser Vogelgrippe-Erreger bereits letzten Sommer eine Resistenz gegen antivirale Wirkstoffe entwickelt. Die Behandlung betroffener Patienten würde also deutlich schwieriger sein. So die Voraussage der Experten.
Tatsächlich beobachten Ärzte nun, dass in China zunehmend wieder Menschen an H7N9 erkranken. Diese Entwicklung bereitet Seuchenexperten nun erneut Kopfzerbrechen. Seit Beginn dieses Jahres sind bereits 20 Menschen an der Vogelgrippe gestorben, wie Behörden mitteilten. Die Folgen einer Infektion mit H7N9 können verheerend sein: Viele Patienten leiden an schweren Lungenentzündungen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt die Todesrate bei rund 20 Prozent.
Noch keine Gefahr in Deutschland
Wie kann sich ein Mensch mit H7N9 infizieren? In den meisten Fällen stecken sich Menschen durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren an. Erschwerend kommt hierbei hinzu, dass das Virus bei Vögeln keine Symptome auslöst. Es ist für den Menschen also zunächst nicht ersichtlich, ob ein Tier erkrankt ist oder nicht.
Es gibt allerdings bisher keinerlei Hinweise darauf, dass auch deutsches Geflügel infiziert sein könnte. „Der Verzehr von Geflügel stellt in Deutschland derzeit keine Gefahr dar“, erklärt Klaus Schughart, Leiter der Abteilung Infektionsgenetik am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Menschen, die nach China reisen, sei hingegen geraten, in jedem Fall den Kontakt mit Geflügel zu meiden. Sollten sie dennoch Kontakt zu Geflügel haben, so rät das HZI zu gründlichem Hände-Waschen. „Wer nach China reist, sollte zudem die Hinweise des auswärtigen Amtes und des Robert Koch-Instituts zu Rate ziehen.
Von Mensch zu Mensch geht H7N9 bislang nicht
Die Vogelgrippe ist im Wesentlichen immer noch eine Tiererkrankung. Sie kann zwar von Vögeln auf den Menschen übertragen werden, eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang jedoch nicht beobachtet.
Viren mutieren sehr schnell und sind dadurch extrem anpassungsfähig. So auch H7N9. „Das H7N9-Virus zeigt bereits Anpassungen an Säuger und es mutiert weiter, daher könnte eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Zukunft durchaus möglich werden“, erklärt Schughart. Ob und wann es aber soweit sein wird, das lässt sich nur sehr schwer voraussagen.
Impfstoff bislang nicht nötig
Ein Impfstoff gegen H7N9 existiert bislang noch nicht. Allerdings gibt es antivirale Medikamente, die auch gegen diesen Influenzastamm wirken, wenn sie frühzeitig eingenommen werden. Solange sich aus dem Virus keine Pandemie entwickelt, wird laut HZI ohnehin keine Impfung nötig sein. Und falls doch: „Sollte es zu einem globalen Problem werden, gibt es in Deutschland einen gut ausgearbeiteten Pandemieplan, der dann in Kraft treten würde“, so Schughart.
(Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 10.02.2014 – KEL)