Den wilden Hummeln droht Gefahr – und das ausgerechnet von ihren nahen Verwandten, den Honigbienen. Denn diese stecken die Wildbienen mit tödlichen Krankheitserregern an, wie ein deutsch-britisches Forscherteam herausfand. Ein tödliches Bienenvirus und ein parasitischer Einzeller sind bereits unter Hummeln verbreitet. Sie könnten Mitschuld am Niedergang auch der für die Bestäubung so wichtigen Wildbienen haben, so die Forscher in „Nature“.
Weltweit kämpfen viele Bienenvölker um ihr Überleben, ganze Stöcke sind plötzlich verwaist. Als Ursache gelten neben den schädlichen Auswirkungen von Pestiziden vor allem zwei Krankheiten: Die Infektion mit dem Flügeldeformationsvirus (DWV) stört die Umwandlung der Larven zur geflügelten Jungbiene und lässt sie mit verkrüppelten Flügeln sterben. Der parasitische Einzeller Nosema ceranae befällt vor allem Arbeiterinnen und löst tödliche Veränderungen der Verdauungsorgane aus. Bisher allerdings galten beide Krankheiten als spezifisch vor allem für Honigbienen.
Sind auch Hummeln bedroht?
Aber auch die Bestände von Wildbienen und Hummeln schwinden. Matthias Fürst von der Royal Holloway University of London und seine Kollegen hatten den Verdacht, dass auch dafür die Bienenkrankheiten mitverantwortlich sein könnten. „Honigbienen teilen ihre Sammelplätze oft mit wilden Bestäuberinsekten, das könnte die Übertragung von Krankheitserregern erleichtern“, erklären die Forscher. Saugt eine Hummel Nektar von einer Blüte, die zuvor von einer infizierten Honigbiene besucht wurde, besteht potenziell Ansteckungsgefahr.
Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, haben die Forscher zunächst in Laborversuchen untersucht. Dabei stellten sie fest, ob sich Hummeln mit dem Flügeldeformationsvirus und dem Nosema-Einzeller anstecken lassen. Wie sich zeigte, war dies für beide Erreger der Fall. Im nächsten Schritt führten die Wissenschaftler eine großangelegte Beprobung an 26 Standorten in Großbritannien durch. Sie sammelten dabei an jedem Probenort zehn Honigbienen und 20 Hummeln und prüften, ob diese mit einem der beiden Erreger infiziert waren.