Medizin

Warmes Wetter macht Zecken aktiv

Klimawandel verstärkt Krankheitsgefahr durch Zeckenbisse

Vollgesogener Gemeiner Holzbock © Felix Fellhauer / CC-by-sa 3.0 de

Die Zecke ist das gefährlichste Tier Deutschlands – und sie hat schon jetzt Hochsaison: Durch den milden Winter und das warme Frühlingswetter sind die Zecken in diesem Jahr besonders früh aktiv. Damit ist auch die Gefahr hoch, durch einen Biss mit Hirnhautentzündung oder Borreliose angesteckt zu werden, warnen Zeckenforscher. Die ersten Fälle gibt es bereits, wie sie berichten. Der Klimawandel wird diese Gefahr zudem weiter verstärken.

Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen – das Wetter lockt nicht nur viele Spaziergänger nach draußen, sondern erweckt auch die Zecken aus ihrer Winterruhe. Von den weltweit über 800 bekannten Zeckenarten sind 20 in Deutschland heimisch. Das Lebenselixier der Zecken ist Blut, das sie in all ihren Entwicklungsstadien zum Überleben brauchen. Der am häufigsten auftretende Vertreter ist die Schildzeckenart Ixodes ricinus, besser als Holzbock bekannt. Durch ihren Biss können Zecken Krankheiten, wie etwa die Hirnhautentzündung oder Borreliose übertragen.

Klimaerwärmung lässt Zecken auch im Winter nicht ruhen

Bislang hielten die achtbeinigen Blutsauger meist von November bis Ende Februar Winterruhe, weil sie gewöhnlich erst ab fünf bis sieben Grad aktiv werden. Doch der Klimawandel und milde Winter machen die Zecke zunehmend zum ganzjährig aktiven Tier. Der vergangene milde Winter war daher ein wahrer Zeckenwinter:“In diesem Winter haben wir auf unseren über ganz Deutschland verteilten Zeckenstationen fast durchgehend Aktivität gemessen“, berichtet Olaf Kahl von der Informationsplattform Zeckenwetter.de.

So ist es wenig verwunderlich, dass das Robert Koch Institut im Januar und Februar bereits fünf FSME-Erkrankungen gemeldet hat. Der im vergangenen Jahr eingestellte Rekord von 420 FSME-Erkrankungen könne 2014 sogar noch übertroffen werden, befürchten die Experten. „2012 schien die Zahl der Erkrankungen mit 195 Fällen noch zurückzugehen“, berichtet Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. „Die langjährige Statistik zeigt jedoch, dass die FSME-Gefahr kontinuierlich gestiegen ist, auch wenn es Jahresschwankungen gibt. So gesehen bleibt die Zecke weiterhin das gefährlichste Tier Deutschlands.“

Holzbock. Oben ist die mm-Einteilung eines Lineales zu sehen. © gemeinfrei

FSME: In Risikogebieten wird Impfung empfohlen

Bei der von Viren ausgelösten FSME treten starke Kopfschmerzen und Fieber, aber auch Koordinationsstörungen und Lähmungen bis hin zu Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfällen als Symptome auf, schildert Uta Meyding-Lamadé von der Neurologischen Klinik des Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main. Für etwa ein Prozent der Betroffenen endet die Krankheit tödlich.

„Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden „, sagt die Medizinerin. Allerdings kann vorbeugend eine Impfung durchgeführt werden, die bereits innerhalb weniger Wochen einen Schutz bietet und für Kinder und Erwachsene gut verträglich ist. Für Bewohner von FSME-Risikogebieten wird die Impfung daher vom Robert Koch Institut empfohlen.

Borreliose: Früherkennung ist entscheidend

Anders sieht es bei der Borreliose aus, die von Bakterien ausgelöst wird: Hier gibt es keinen Impfstoff, früh erkannt kann die Krankheit aber sehr gut mit Antibiotika behandelt werden. Jedoch stellt gerade die Früherkennung ein Problem dar: „Da die Symptome erst Tage nach dem Zeckenstich auftreten und die Beschwerden sehr diffus sind, sollte die Diagnose von Fachleuten durchgeführt werden“, betont Meyding-Lamadé.

Als mögliche Symptome einer Borreliose können Lähmungen der Hirnnerven, schmerzhafte Entzündung der Nervenwurzeln des Rückenmarks, Gelenkbeschwerden und Herzrhythmusstörungen auftreten, um nur einige zu nennen. Bei der neurologischen Manifestation im späteren Verlauf ähnelt die Krankheit mit ihren regelrechten Schüben der Multiplen Sklerose und die Betroffenen können einen Schlaganfall erleiden, wie die Medizinerin den „Chamäleon-artigen“ Verlauf der Krankheit beschreibt.

Zeckenbisse am besten vermeiden

Der beste Schutz ist es, den Zeckenbiss zu vermeiden. Das Tragen heller und geschlossener Kleidung hilft, außerdem sollte man sich nach einem Aufenthalt in der Natur gründlich nach Zecken absuchen. „Die Zecken sollten möglichst rasch, zum Beispiel mit einer Pinzette oder Zeckenkarte, entfernt werden. Dies ist vor allem für die Übertragung der Borreliose bedeutsam, da hier das Risiko umso höher ist, je länger die Zecke saugt“, erklärt Meyding-Lamadé.

Die Zecke ist ein Hungerkünstler. Etwa 90 Prozent ihres Lebens verbringt sie nicht auf ihrem Wirt, sondern in dessen Umfeld. Ganze zwei bis drei Jahre lang kann sie ohne Nahrung überleben. Auch ansonsten sind die Blutsauger ziemlich hart im Nehmen: Im Gefrierfach bei minus acht Grad Celsius ist die Hälfte der Zecken auch noch nach 24 Stunden am Leben. Das Einfrieren der Kleidung über Nacht, was als altes Hausrezept zum Abtöten von Zecken galt, schützt demnach nicht. Auch einen Vollwaschgang bei 40 Grad überleben die Parasiten, erst bei 60 Grad sterben sie.

(Universität Hohenheim, 14.03.2014 – KEL)

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