Ersatz in Sicht: Die Chemikalie Bisphenol A wirkt hormonähnlich und gilt deshalb als gesundheitsschädlich. Trotzdem ist BPA noch immer in vielen Kunststoffen enthalten. Doch das könnte sich bald ändern: US-Forscher haben einen unschädlichen Ersatzstoff für das BPA produziert – aus dem Abfall von Papierfabriken. Schon in zwei bis fünf Jahren könnte aus einem Holzbestandteil hergestellte Ersatzstoff auf den Markt kommen.
Bisphenol A (BPA) ist in vielen Kunststoffen als Weichmacher-Komponente und Stabilisator enthalten. Doch der Zusatzstoff wirkt ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und löst damit zahlreiche Gesundheitsschäden aus: Er steht im Verdacht, Entwicklungsstörungen und neurologische Schäden, Unfruchtbarkeit bei Männern, Übergewicht und Krebs auszulösen. Auch Verhaltensstörungen können auf die Chemikalie zurückgehen. In Babyfläschchen aus Kunststoff darf Bisphenol A inzwischen in Deutschland nicht mehr enthalten sein.
3,5 Millionen BPA weltweit
Doch viele andere Gegenstände und selbst Lebensmittelverpackungen enthalten die Chemikalie noch immer. „Rund 3,5 Millionen Tonnen BPA werden jährlich weltweit produziert“, erklärt Kaleigh Reno von der University of Delaware. Der Stoff steckt in bruchfesten Brillen, Klebstoffen, Quittungsblöcken, der Innenwand von Getränkedosen und der Innenauskleidung von Autos. Ersatzstoffe, die die gleiche Funktion ohne die schädliche hormonelle Wirkung zeigen, waren bisher Mangelware.
Reno und seine Kollegen von der University of Delaware könnten nun einen solchen Ersatzstoff gefunden haben – im Abfall von Papierfabriken. Um aus Holz den Papierrohstoff Zellulose zu gewinnen, werden Holzschnitzel chemisch behandelt. Dabei bleibt der Holzbestandteil Lignin, der den holzigen Pflanzen ihre Festigkeit gibt, als unerwünschtes Nebenprodukt zurück. Wie die Forscher berichten, produzieren Papierfabriken weltweit rund 70 Millionen Tonnen Lignin als Abfallstoff. Bisher werden 98 Prozent davon verbrannt.