Astronomie

Astronomen entdecken eiskalten Stern

Auf einen nahegelegenen Braunen Zwerg herrschen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt

Der eiskalte Braune Zwerg WISE J085510.83-071442.5, direkt rechts von ihm die Sonne als winziger Lcihtpunkt. © Robert Hurt/ JPL, Janella Williams/ Penn State University

Ein tiefgekühlter Nachbar: Nur 7,2 Lichtjahre von uns entfernt haben Astronomen den bisher kältesten Braunen Zwerg entdeckt. Auf ihm herrschen Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Mit einer Masse von etwa dem Zehnfachen des Jupiter gehört der eiskalte Zwerg zudem zu den kleinsten seiner Art.

Braune Zwerge sind „gescheiterte Sterne“: Sie sind nicht massereich genug, um in ihrem Inneren eine Kernfusion zu zünden und auf Dauer zu erhalten. Diese jedoch ist es, die den Sternen als Energiequelle dient und sie leuchten lässt. Braune Zwerge leuchten daher im sichtbaren Licht nicht und sind nur an ihrer schwachen Infrarotstrahlung zu erkennen. Auf ihrer Oberfläche herrschen meist Temperaturen von nur wenigen hundert Grad, die bisher kältesten Vertreter hatten gerade einmal Raumtemperatur.

Neuer Nachbar der Sonne

Doch es geht offenbar noch kälter: Bei der Auswertung von Daten des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) – Weltraumteleskops stießen Kevin Luhman von der Pennsylvania State University und seine Kollegen auf einen schwachen Lichtpunkt, der sich ungewöhnlich schnell zu bewegen schien. Nähere Analysen, auch mithilfe von Daten des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer der NASA, enthüllten, dass es sich um einen sehr nahe gelegenen Braune Zwerg handelte.

Die nächste Nachbarschaft der Sonne im Überblick © Janella Williams/ Penn State University

WISE J085510.83-071442.5, so der sperrige Name des Himmelskörpers, liegt nur 7,2 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er ist damit das viertnächste Sternsystem in unserer Nachbarschaft. Erst im letzten Jahr hatten Luhman und seine Kollegen ein Paar Brauner Zwerge nur 6,5 Lichtjahre von uns entfernt entdeckt. „Es ist bemerkenswert, dass wir selbst nach vielen Jahrzehnten der Durchmusterung des Himmels noch immer nicht alle nächsten Nachbarn der Sonne kennen“, so NASA-Astronom Michael Werner.

Frostig kalt und ziemlich klein

Das Besondere am neuentdeckten Brauen Zwerg ist aber seine Temperatur: Auf ihm herrschen frostige minus 48 bis maximal minus 13 Grad Celsius. Das entspricht den Temperaturen am irdischen Nordpol und ist deutlich kälter als alle bisher bekannten Sternen und Braunen Zwerge. Hinzu kommt, dass WISE J085510.83-071442.5 relativ klein ist: Seine Masse liegt zwischen drei und zehn Jupitermassen.

Kälte und geringe Größe würden normalerweise eher für einen Planbeten, beispielsweise einen Gasreisen sprechen als für einen „gescheiterten“ Stern. Ohnehin scheint der Übergang zwischen Braunen Zwergen und Planeten fließend zu sein, wie Funde der letzten Jahre zeigen. Dennoch gehen die Astronomen davon aus, dass es sich bei WISE J085510.83-071442.5 eher um einen Stern handelt. Einzelgänger-Planeten seien einfach zu selten.

Trotz seiner großen Nähe zur Sonne ist der eiskalte Zwerg wohl kein vielversprechendes Ziel für eine zukünftige Raumfahrtmission. Denn selbst wenn ihn Planeten umkreisen, wären sie alles andere lebensfreundlich: „Sie wären viel zu kalt, um Leben wie wir es kennen zu ermöglichen“, so Luhman. Noch ist allerdings nicht bekannt, ob WISE J085510.83-071442.5 Planeten besitzt.

(Penn State, 28.04.2014 – NPO)

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