So klein war er noch nie: Der gewaltige Rote Wirbelsturm auf dem Jupiter schrumpft. In den letzten zwei Jahren ging sein Durchmesser um knapp 1.000 Kilometer pro Jahr zurück, inzwischen hat er einen historischen Tiefstand erreicht. Gleichzeitig verändert sich seine Form von oval zu kreisförmig. Warum, ist bisher noch unklar, Astronomen vermuten, dass mehrere kleine Nachbarwirbel den Riesensturm beeinflussen könnten.
Er ist so riesig, dass unsere Erde dreimal nebeneinander in ihn hineinpassen würde: der Große Rote Fleck des Jupiter. Dieser südlich des Jupiteräquators tobende Wirbelsturm ist so auffällig, dass er schon vor mehr als 300 Jahren mit ersten einfachen Teleskopen beobachtet wurde. Einzigartig macht ihn jedoch vor allem eines: seine Langlebigkeit. Kein anderer Sturm im Sonnensystem ist so groß und so konstant wie er. Erste Messungen aus dem späten 19. Jahrhundert bezifferten die Große des Supersturms noch auf 41.000 Kilometer Länge und 24.000 Kilometer Breite.
Wie alle großen Antizyklone ist auch der Große Rote Fleck kälter als die umgebende Jupiteratmosphäre, er ragt mehrere Kilometer weit über die wärmeren Wolkendecken hinaus und kühlt dabei bis auf minus 160°C ab. Im Jahr 2010 dann lieferten Infrarotteleskope erstmals Aufschluss über sein Innenleben. „Früher dachten wir, der Große Rote Fleck wäre ein Oval ohne viel innere Struktur. Jetzt wissen wir, dass es sich im Gegenteil um ein höchst komplexes Gebilde handelt“, so Glenn Orton, der Leiter des Forscherteams. So zeigte sich unter anderem, dass im Zentrum des Sturms eine warme Kernregion liegt, in der sich die Drehrichtung der wirbelnden Wolken umkehrt.
Immer kleiner und runder
Seit 2012 aber beobachteten Amateurastronomen immer häufiger Hinweise darauf, dass sich auch Form und Größe des Roten Flecks verändern. Von einem Oval wird er mehr und mehr zu einem kreisrunden Sturmwirbel, gleichzeitig schrumpft er pro Jahr um durchschnittlich 930 Kilometer. „Jüngste Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop bestätigen, dass der Große Rote Fleck nur noch 16.500 Kilometer groß ist – das ist der kleinste Durchmesser, den wir jemals gemessen haben“, berichtet Amy Simon vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt.
Warum der Fleck schrumpft, ist bisher unbekannt. Forscher vermuten aber, dass Wechselwirkungen mit weiteren Windströmungen und Stürmen dafür eine Rolle spielen. „In unseren neuen Beobachtungen scheint es, als wenn sehr kleine Wirbel mit dem Sturm verschmelzen“, sagt Simon. „Möglicherweise sind sie verantwortlich für die plötzlichen Veränderungen, indem sie die interne Dynamik und Energie des Großen Roten Flecks verändern.“ Die Forscher planen nun, diese kleinen Verwirbelungen näher zu untersuchen, um festzustellen, ob diese dem Hauptwirbel des Sturms Energie entziehen oder zuführen.
(NASA/ Space Telescope Science Institute (STScI), 16.05.2014 – NPO)